Dingdong. Letzte Woche klingelt es an unserer Tür. Nachmittags um 14:00 Uhr, die Badetasche gepackt, die Kinder eingecremt und wir drei kurz vor dem Abflug ins Freibad.
Vor der Tür steht ein "BR-Beauftragter", wedelt professionell lächelnd mit einem Ausweis auf dem in bayrisch-blau "BR" steht. Einen Datenabgleich würde er gerne durchführen. Kein Problem! Kollegen von Carolin Reiber, Christoph Süß, dem Schmidt-Max und Gernstl unterstütze ich doch gern. Wer alles so im Haus wohne, wollte er wissen, während unser Sohn in den Schuhen seines Vaters um ihn kreiselt und unsere Tochter unablässsig wissen möchte, wann wir nun endlich baden gehen. Stift gezückt, notiert und sich bei mir versichert, dass "die da", die noch in unserem Haushalt leben, alle in der Größenordnung sind. Ob ich noch eine selbständige oder freiberufliche Tätigkeit ausübe? Klar, mache ich! An welchen Schulen ich tätig bin? Wie hoch mein Verdienst wäre und ob ich einen Steuerberater hätte? Nun, nachdem ich mich nicht mehr so auskunftsfreudig zeige, wird mein Besucher unleidlich. Gerichtsurteile hätte es schon gegeben und an die GEZ müsse er sich nun wenden. GEZ? Bis vor kurzem wähnte ich mich noch einem Herrn des Bayerischen Rundfunks gegenüber. Ich lasse mich aufklären, dass für mein Autoradio zusätzliche Beiträge anfallen, da ich unsere kleine Familienkutsche offensichtlich nicht ausschließlich für Fahrten in meinem Hauptberuf "Mutter" nutze und damit die üblichen Ziele Schule, Kindergarten, Turnhalle und Musikunterricht ansteuere. Eine Fahrt im Jahr zu einem meiner Auftraggeber -den Daumen dabei anschaulich in die Höh gereckt und die Geste mit erhobenem Zeigefinger unterstützend- reiche schon aus, um unser kindersitzbestücktes Fiatchen zum Firmenwagen zu machen. Ob ich noch mit anderen Autos in meinem Job als Dozentin unterwegs wäre, höre ich ihn noch fragen und ich denke bei mir:
Wo Bayrischer Rundfunk drauf steht, ist also die GEZ drin. Offen gesagt bleibt mir der Mund offen stehen über diese Wandlung, die in mir für 1. Überraschung, 2. Unmut und 3. Zorn sorgt. Um letzterem nicht freien Lauf zu lassen, ist es wohl besser den Herrn zu bitten, seine Anliegen an meinen Briefkasten zu formulieren.
Dort finde ich kurz darauf auch einen Fragebogen. Meine Kontonummer soll ich nennen. Und eine Einzugsermächtgung erteilen. Und um Nachteile für mich und doppelte Abbuchungen zu vermeiden, soll ich diesen Bogen nicht an die GEZ oder den BR schicken, sondern an die Adresse des Bevollmächtigten in Augsburg. Der BR steckt hinter der Postfachadresse des Beauftragten in Augsburg?
Ich checke diese Vorgehensweise bei der GEZ - Nö, also mit meinem Teilnehmerkonto wäre alles okay und man wissen jetzt auch nicht recht.Und ob Herr XY Bevollmächtigter ihres Hauses sei? Keine Ahnung! Das wüsste nur der BR. Tja, und bei den Kollegen von Carolin Reiber, Christoph Süß. dem Schmitdt-Max und Gernstl erfahre ich, dass die Beauftragten im Auftrag des BR unterwegs sind. Ob Herr XY nun just an diesem Tag an meiner Tür war, wird bezweifelt. Nach einem Beauftagtendatenableich (Größe, Alter, Haarfarbe, Breite des Grinsens) vermutet die Dame des BR, das es sich um einen Unterbeauftragten gehandelt haben müsste. Also quasi ein Beauftragter des Beauftragten. Der Oberbeauftragte hätte ein Händchen für "spezielle Fälle" und würde auch schwierige Kundschaft mühelos auf den Boden zurückholen. Aha, der BR ist auf "Fälle" wie mich offenbar vorbereitet.
Meine Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes werde ich nicht los. Wenn nun jemand mit -selbstgebastelten?- Presseausweisen rumrennen darf und andere nach Kontonummern und anderen Daten ausfragt, finde ich das nicht so toll. Also nicht etwa Angehöige einer Behörde oder der Polizei. Nein, jemand der auf dem Dienst-Ausweis einen von einem paar hundert Fernsehsendern aufgedruckt hat.
Interessant wäre es ja, aber ich traue mich nicht mehr zu fragen. Zu engagiert scheint mir der Beauftragte in Sachen Kundenfang. Übrigens: die Höhe meiner GEZ-Gebühren übersteigt jetzt meine steuerlichen Verpflichtungen für den Job, zu dem mich unser Fiat samt Radio manchmal bringt. Echt! Ungelogen!
Also, wie wäre es denn, wenn ich mit der Villa zur Schule fahren würde und -natürlich rein hypothetisch- nach einem Elternabend in die Koje krieche und dort übernachte? Wäre das Radio der Villa dann gebührenpflichtig im Sinne einer Zweitwohnung? Oder müsste ich Gebühren analog denen eines Hotelzimmers abführen? Ein Firmenwagen wäre es in jedem Fall ... der schönste, den man sich denken kann!
Kommentar schreiben