Von Tempio Pausania ins Niemandsland. Frisches Quellwasser, endlose Kurven und Einsamkeit

Agristurismo Nuragh` Elighe
Agristurismo Nuragh` Elighe

5. Reisetag. Dienstag, 21. Mai 2013 Von Cannigioni di Arzachena nach Tempio Pausania und weiter an einen namenlosen Ort mit der schlichten Bezeichnung „S.P. 44 direzione Macomer – Pozzomaggiore al km 6,500“

Übernachtung: Agriturismo biologica Nuragh` Elighe

 

Nachts regnet es. Das Klopfen auf dem Dach der Villa übertönt den schönen Klang des Meeres und es ist morgens mit 15 Grad ziemlich kühl. Unseren Hausrat haben wir gestern schon eingepackt und so sind wir schnell startklar. Schnell noch geduscht, Klokassette geleert, Grauwasser raus und Frischwasser rein. Naja, mit dem „Frischwasser“ ist das auf Sardinien so eine Sache. Aus den Hähnen fließt gechlortes Wasser.

 

Der Weg führt durch die herbe sardische Landschaft. Wilde Blumen, Kräuter und Gräser säumen den Straßenrand dicht und zwischen der Macchia sehen wir manchmal schroffes Gestein. Wir kriegen heute viel von Sardiniens Natur zu sehen, etliche Kuhherden und viele Schafe, die entlang des Weges weiden. Die Kinder sind von den freilaufenden Hündinnen und ihren Welpen überrascht. Nicht nur wegen der kurvenreichen Straßen –und oft sind es eher Sträßchen- ist es also besser, sehr aufmerksam und bremsbereit zu bleiben. Der Weg steigt an und wir bringen unsere kleinen Besatzungsmitglieder in Bergstreckenmodus. Ein Kindersitz vorne auf dem Beifahrersitz, der andere hinten auf dem Platz zur Küche hin, so hat auch das größere Kind Sicht auf die Straße und kann sich auf die nächste Biegung einstellen. Das spart Bauchschmerzen, Übelkeit und im schlechtesten Fall ausgiebiges Putzen. Eltern lernen schnell dazu. Auf der SS 133 begegnen uns wenige Autos und wir stellen abends fest, dass unseren Weg heute nur ein WoMo kreuzte und das hatte ein italienisches Kennzeichen.

 

Die Straße schlängelt sich durch einsame Landschaft und wir erreichen die pisanische Landkirche "San Pietro di Simbranos". Sie liegt einsam und vollkommen abgelegen in einem Wiesengrund  und ist mit ihren schwarz-weißen Streifen leicht auszumachen. Leider ist sie verschlossen. Im Kirchengarten wirken die zurückgelassenen Stühle im hohen Gras verlassen, eine zerschlissene Zeltplane hat sich aus der Befestigung befreit und flattert im Wind. 

 

Tempio Pausania ist eine hübsche gallurische Kleinstadt. Auf einer Hochterrasse inmitten dichter Korkeichenwälder hat es sich einen Namen als Luftkurort gemacht. Winklige Gassen, viel Granit, ansprechende Fassaden und nette kleine Geschäfte und Lokale lohnen einen Besuch. Wir verlassen Tempio mit frischem Obst und Brot, leckeren Süßigkeiten aus der Pasticceria und außerdem einer Internet-Karte von TIM. Bis wir sie nutzen können, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen. Wir fahren erst mal ins Niemandsland! Der als WoMo-Entsorgungsstelle in Tempio ausgewiesene Parkplatz am Rand der Altstadt ist leider als solche nicht mehr zu gebrauchen. Der Wasseranschluss existiert nicht mehr, der ehemalige Ablass für das Grauwasser ist dicht und riecht kloakeartig. Entschädigt werden wir an der Wasserquelle „Fonte Rinaggiu“ am Rand der Stadt. Wir sind nicht die einzigen, die Frischwasser aus dem sprudelnden Hahn zapfen. Es herrscht reges Kommen und Gehen. Einheimische füllen kanister- und flaschenweise das frische, ungechlorte Nass in bester Trinkwasserqualität ab. Unser Sohn freut sich vor allem über die hiesigen Polizeibeamten, die im Dienstwagen vorfahren und ihre Wasserflaschen füllen. 

 

Der Tag endet im Niemandsland. Weiter Blick über weite, endlos scheinende Landschaft erwarten uns an einem Ort, der irgendwo zwischen Pozzomaggiore und Macomber liegt. Auf dem Agriturismo gibt es hervorragenden Bio-Pecorino direkt vom Hersteller. Wir werden sehr freundlich von Bruno begrüßt, bekommen Käse zum Probieren und bleiben gerne auf einem der zehn Stellplätze auf dem Hof. Die Kinder freunden sich mit Margo, dem Hofhund an, schauen nach den Schafen und Pferden auf der angrenzenden Weide oder spielen auf dem Spielplatz. Wir spazieren durch das Weideland, das als Wanderweg über die Weide zu einer alten Brücke führt und linsen in die kleine Nuraghe , ein jahrtausendealtes Bollwerk von dem es in der Gegend zahlreiche gibt. Wer mag, kann in der Region Tage mit den archäologischen Zeugnissen verbringen.

Den Abend verbringen wir bei Bruno und genießen ein dreigängiges, typisch sardisches Menü. Sardische Brote, verschiedene Pecorino-Käse, Speck, Schinken und Salami, Pasta „Malloreddus“ mit Salsiccia, perfekt gebratene Koteletts und Auberginenscheiben mit Tomaten und geriebenem Schafskäse, dazu Hauswein aus einer Flasche mit Bügelverschluss und Wasser. Zwei Mocca runden die Mahlzeit ab und wir freuen uns über den kurzen Heimweg in unser rollendes Heim. Satt und zufrieden schlafen wir mit dem Klang der Schafsglocken und dem I-Aa-I-Aaa eines mitteilsamen  Esels, der unsere Nähe sucht, ein.

 

Wildwest. Einschusslöcher in einem Straßenschild im Zentrum von Pausania
Wildwest. Einschusslöcher in einem Straßenschild im Zentrum von Pausania
Tempio Pausania. Verwinkelte Granitgassen, authentische  Atmosphäre
Tempio Pausania. Verwinkelte Granitgassen, authentische Atmosphäre
Einheimische füllen Frischwasser bei Tempio aus der Quelle Fonte Rinaggiu in mitgebrachte Flaschen
Einheimische füllen Frischwasser bei Tempio aus der Quelle Fonte Rinaggiu in mitgebrachte Flaschen
Wasser für den Tank der Villa
Wasser für den Tank der Villa
Zebra im Wiesengrund. Das pisanische Kirchlein San Pietro di Simbranos
Zebra im Wiesengrund. Das pisanische Kirchlein San Pietro di Simbranos
Stellplatz Agriturismo Nuragh´ Elighe
Stellplatz Agriturismo Nuragh´ Elighe
Nichts bis zum Horizont. Agriturismo Nuragh` Elighe
Nichts bis zum Horizont. Agriturismo Nuragh` Elighe
Kleine Nuraghe am Agriturismo
Kleine Nuraghe am Agriturismo
Agriturismo Nuragh`Elighe. Wanderweg über die Weide
Agriturismo Nuragh`Elighe. Wanderweg über die Weide
Üppiges sardisches Abendessen. Agriturismo Nuragh` Elighe
Üppiges sardisches Abendessen. Agriturismo Nuragh` Elighe

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Kommentare: 2
  • #1

    Udo Thiem (Mittwoch, 22 Januar 2014 21:50)

    Echt tolle Bilder von eine Spitzen-Kulturlandschaft wie ich sie in Deutschland leider nicht mehr finde. Eure Seite hat mir echt geholfen das ideale Urlaubsziel zu finden, Danke !

  • #2

    Martina & Thomas (Donnerstag, 23 Januar 2014 10:15)

    Lieber Udo,
    auch wir haben uns in Sardinien verliebt und werden im Juni 2014 zum dritten Mal dort sein. Wenn man sich die Reisezeit frei wählen kann und nicht gerade in der Hauptsaison reisen muss, bietet die Insel wunderschöne Flecken, die landschaftlich und kulturell unglaublich beeindruckend und vielfältig sind. Etwas abseits der Touristenzentren im Norden und an der Ostküste haben wir Sardinien besonders intensiv erlebt und genossen.
    Wir wünschen dir eine gute Zeit und freuen uns, vielleicht von deiner Reise zu lesen. In unserem Gästebuch sind Kommentare und Erfahrungen jederzeit herzlich willkommen!
    Liebe Grüße aus Bayern
    Martina und Thomas