13. Reisetag. Mittwoch, 18. Juni 2014. Vom Monte Novo (Foresta di Montes) über Orgosolo nach Mamoiada
Übernachtung: Stellplatz Agriturismo Agricamper Badu Orgolesu, Mamoiada
Ziemlich kühl ist es hier oben. Wir haben heute Nacht nach unseren warmen Decken gegriffen, die Temperatur sank auf 13 Grad. Bei strahlendem Sonnenschein und frischer Luft machen wir uns von der Forststation auf. Heute Nacht hatten wir Nachbarn, die uns sehr bekannt vorkamen. Auf dem Camping Marina haben wir Tisch an Tisch Fußball geguckt. So sieht man sich wieder! Sonst war es sehr still vergangene Nacht. Viel Wald, viel Berg und zwei WoMos.
Nach dem Frühstück geht’s etwa eineinhalb Stunden lang bergan durch wunderschönen, abwechslungsreichen Wald an der Quelle Funtana Bona vorbei. Der Ausblick ist wirklich grandios! Das letzte Wegstück führt über eine in Stein gehauene und teils mit Bohlen befestigte Naturtreppe. Für die Kinder ist das ein willkommener Motivationsschub, um die letzten Meter bis zum Gipfel zu bewältigen. Dort oben ist die Aussicht zum Niederknien schön. Es gibt Augenblicke, da wünscht man sich die Zeit würde für einen Moment still stehen! Oben auf dem Gipfel sind kleine Wetterschutzhütten, die wie Puppenstuben wirken und auch der Brandwächter des Forstamtes hat hier sein einsames Nachtquartier.
Mittags sind wir zurück in der Villa und haben einen Bärenhunger. Käse, Brot, Tomaten und etwas Obst schmecken köstlich!
Den Nachmittag verbringen wir in Orgosolo. Das Hirtendorf in der Barbagia hat sich bis heute den Ruf eines Banditendorfs bewahrt und ist bekannt für die Murales, die Wandmalereien, die an fast jedem Haus der Ortes zu finden sind.
Zu Orgosolos schwarzer Geschichte gehören Blutrache und blutige Familienfehden, die ganze Sippen auslöschten. Aber wie so oft gibt es zwei Seiten der Medaille. Die Brutalität und der Hang zur Kriminalität entspringt der gnadenlosen Unterdrückung und Ausbeutung der Sarden durch kolonialistische Strukturen und durch das italienische Staatswesen, das die sardische Kultur und die Eigenständigkeit der Inselbewohner nicht anerkennen wollte. Bittere Armut und Unterdrückung waren lange Zeit traurige Realität.
Die Murales erzählen aber nicht nur von den orgolesischen Probleme, sie haben auch jüngere Themen wie den Vietnamkrieg, die Militärdiktatur in Chile, das Wettrüsten oder die Apartheid in Südafrika im Blick.
Regentropfen ziehen uns zurück in unser mobiles Schneckenhäuschen und wir beraten über die kommende Nacht. Der –irre schöne- Berchida-Strand scheint uns etwas zu kribbelig bei der Wetterlage. Die Zufahrt führt über eine rumpelige, staubige Piste mit etlichen Schlaglöchern und Gumpen, die sich bei Regen vermutlich so füllen, dass es für die Villa schwierig werden könnte.
So entscheiden wir uns für einen Agriturismo bei Mamoiada und wir bereuen es nicht! Die Kinder spielen mit den Hofhunden, laufen hinter den Hühnern her und verfüttern hemmungslos unser Brot und die gute Salsiccia. Tolle Wurst!
Wir verstehen zwar wieder mal fast kein Wort und freuen uns vielleicht gerade deshalb besonders über die Gastfreundschaft des Schafbauern. Er lädt uns zu Espresso und hausgebackenem Kuchen in die Küche ein. Mein Herr Fahrtenschreiber sitzt auf dem Kanapee, die Kinder und ich am großen Esstisch. Im kleinen Hofladen kaufen wir ein Kilo frischen Ricotta, einen halben Laib Pecorino, der gut 700 Gramm auf die Waage bringt, und vier Eier. Eins vom glücklichen Huhn gibt’s gratis obendrauf. Der Preis? 12 Euro für die Lebensmittel und 10 Euro für die Übernachtung. Was wir für Kaffee und Kuchen schuldig sind? Nichts, winkt er lachend ab!
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