2. Reisetag. Sonntag, 2. August 2015. Von Gent (B) nach Calais (F) und über Folkestone (GB) weiter nach Hitchin, Hertfordshire (East Anglia)
320 Tageskilometer. 28 Grad, sonnig.
Übernachtung: Beim Pub „The Plough“, Hertfordshire, Hitchin (aus: Brit Stops 2015)
Um sechs kriechen wir aus unseren Kojen, um den Weg nach Calais anzutreten. Um 11:20 ist „Le Shuttle“ gebucht, der uns unter dem Ärmelkanal hindurch von Frankreich nach Folkestone in England bringen soll. Ankommen werden wir um 10:55 Uhr Ortszeit. Zeit, um unsere Uhren um eine Stunde zurückzustellen!
In Calais sind wir schnell, denn selbst wenn man wollte, man könnte die Zeit nicht auf Parkplätzen vertrödeln. Die sind auf französischer Seite alle gesperrt. Erst kurz vor Calais sehen wir einen Parkplatz an der Autobahn auf dem mehrere Lastwagen stehen. Alle demonstrieren leere Ladeflächen mit ihren offenen Ladeluken. Von der bedrückenden und unheilvollen Situation der Flüchtlinge in und um Calais bemerken wir nichts. Die Dramen spielen sich offenbar ausschließlich im benachbarten Terminal ab, in dem die Laster abgefertigt werden.
Die Fahrt im Eurotunnel ist für die Kinder spannend. Vor dem Einchecken fahren wir rechts raus zur „Pet Reception“. Hier wird der Chip ausgelesen und festgestellt, dass Frau Hund auch Frau Hund ist. Auslesen dürfen wir den Chip selbst, das Ergebnis gleicht die Dame am Empfang dann mit den Daten aus dem Heimtierpass ab. Passt alles!
Dann sind wir dran. Mit gezückten Pässen fahren wir zum Check-in. Nun werden die Kinder von dem Mitarbeiter sehr freundlich unter die Lupe genommen. Das Foto im Pass unseres zauberhaften Fräulein Fahrtenschreibers ist ein Jahr alt. „Yes“, meint der Herr. Der Pass des kleinen Helden sorgt für Heiterkeit. Auf dem Bild ist er drei Monate alt!
Mit der Villa in das schmale Abteil zu fahren, den Druck auf den Ohren spüren, wenn der Zug in die Tiefe fährt und nach weniger als einer halben Stunde wieder an die Oberfläche kommt, ist ein besonderes Erlebnis. Wir sind so zeitig am Pendelzug, dass wir bereits um 10:45 abfahren können.
Für uns Große beginnt der spannende Teil der Reise mit Verlassen des Zuges. „Drive on left“, steht auf den Schildern in Tunnelnähe.
Hochkonzentriert fahren wir nach Folkestone. Die ersten Meter gingen ja schon mal gut! Ein kleines Päuschen am Meer mit grobem Steinstrand tut allen gut. Das Hundemädchen genießt den Auslauf und die Kinder kühlen die Füße.
Wie es dann zu unserer unfreiwilligen Sightseeing-Tour durch London kommt, kann man letztendlich so recht nicht mehr rekonstruieren. Das Navi führt ab und an sein Eigenleben und spinnt munter rum oder aber, mir scheint es wahrscheinlicher, unser Nachwuchs hat an dem Ding (mal wieder) rumgetippt. Jedenfalls fallen wir aus allen Wolken, als wir uns nach der Durchfahrt durch einen schmalen Tunnel nicht auf der Umfahrung befinden, sondern mitten im Londoner Geschehen.
Wir scheinen es magnetisch anzuziehen, wir erinnern uns an unseren Nacht-Trip kreuz und quer durch Mailand und an zig Runden um den Palast in Stockholm. Der Buckhingham-Palace und Big Ben blieben uns heute erspart. Aber uns bleibt ja noch die Rückreise für einen Schnitzer. Die Stimmung an Bord war an diesem zweiten Reisetag ein Weilchen lang nicht die beste, kann ich euch sagen. Linksverkehr in einer Metropole und fast zwei Stunden rumgegurke in der Londoner Stadthölle machen niemand glücklich.
Entschädigt werden wir am späten Nachmittag. Nach der Anfahrt und dem Gekurve heute wünschen wir uns Ruhe und Entspannung. Wir fahren nach Hertfordshire, nördlich von London. Aus dem Brit Stops Verzeichnis, das in seinem Konzept dem französischen France Passion und dem deutschen Landvergnügen gleicht, suchen wir uns einen Stellplatz bei einem kleinen, authentischen Ale-Pub auf dem Land aus. Ein Volltreffer! Um uns herum Wiesen und Weiden, Kühe und Hasen, Vögel und Eichhörnchen. Auf der Terrasse schlürfen mein Herr Fahrtenschreiber und ich unser erstes Pint Bitter-Ale und die Kinder holen sich „Chips“ am Pub Tresen, selbst bestellt von unserem zauberhaften Fräulein Fahrtenschreiber. Well done, my dear!
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Manfred und Susanne (Montag, 03 August 2015 21:11)
Auch wir haben es geschafft. Unsere erste Station in Schottland hat uns nach Castle Dougles geführt. Morgen gehts Richtung Ayr an der Westküste, dann Richtund Norden.
Übrigens, vorm Fährhafen in Calais ( ca. 2km ) befindet sich die reinste Zeltstadt mit Flüchtlingen.
Anette (Dienstag, 04 August 2015 08:13)
Wünsch Euch viel Spaß bin richtig auf Eure tollen Berichte gespannt.
Liebe Grüße Anette
Anna (Dienstag, 04 August 2015 08:51)
Hallo liebe Familie Fahrtenschreiber,
wir sind vom Nordkap zurück und ich kann nur berichten, auch unser Navi hat ein Eigenleben - irgendwie schon eigensinnig !
Aber immer nach der Devise " Der große Weg ist sehr einfach, aber die Menschen lieben die Umwege.'' Lao-Tse , kann man häufig gerade auf den Umwegen schöne Dinge entdecken.
Die Tour durch London hatte bestimmt ihre Tücken - auch wir lieben nicht unbedingt das Großstadtgetümmel - auch bei Rechtsverkehr. Ich kann Euren Stress und alles was sich dann an Interaktionen im WOMO ergibt gut verstehen und wünsche Euch jetzt eine wunderbare ruhige Reise ( fotografiert die schönen Pub-Schilder) und spannende Berichte für uns.
Martina & Thomas (Mittwoch, 05 August 2015 08:32)
Hallo Manfred und Susanne,
wir sind gestern in Schottland gelandet. Unsere erste Station war Dumfries. Heute werden wir weiter in den Norden fahren, aber erst mal nutzen wir hier die "Vorzüge" des Campingplatzes und entsorgen unser Brauchwasser und das Chemieklo und tanken Frischwasser. Wir sind schon sehr gespannt, wie es hier weiter geht - bisher gefällt es uns sehr gut!
Herzliche Grüße in die Nachbarschaft
Martina und Thomas mit Anna & David ... und Stella
Martina & Thomas (Mittwoch, 05 August 2015 08:38)
Liebe Anette,
wir freuen uns, dass wir in Schottland gut angekommen sind. Wir sind zwar erst in den Lowlands, im untersten Zipfel Schottlands, gelandet, aber die Landschaft und das Klima sind beeindruckend.
Schön, dass du uns auf dieser Reise begleitest!
Herzliche Grüße aus Sandybay Hills
Martina und Thomas mit Anna & David ... und Stella
Martina & Thomas (Mittwoch, 05 August 2015 08:43)
Liebe Anna,
den Spruch von Lao-Tse sollten wir auf Büttenpapier bannen, rahmen und am Armaturenbrett aufhängen. Wir haben unsere abenteuerliche Sightseeing-Tour durch London verdaut. Hier in Schottland kann man sich das Getümmel und Gewühle kaum noch vorstellen. Die Landschaft ist wunderschön, das können wir jetzt schon sagen, obwohl wir erst gestern die Grenze zu Schottland passiert haben.
Herzliche Grüße
Martina und Thomas mit Anna & David ... und Stella