Manche Dinge brauchen einen zweiten Anlauf. Die Motivation, unsere Campingparzelle zeitig zu verlassen, ist eh hoch und so fahren wir das kurze Stück von Hamburgsund nach Fjällbacka morgens schon recht zeitig. Parkplatzsuche? Kein Problem! Abstandsloser Trubel im Ort oder zur steinigen Schlucht Kungsklyften? Nicht die Spur! Der frühe Vogel fängt den Wurm, oder in dem Fall eine Erinnerung für das Andenkenköfferchen.
Fjällbacka ist seit jeher ein Besuchermagnet. Ingrid Bergman, nach ihr ist der Platz im Zentrum benannt, war Stammgast. Die schmale Kungsklyftan mit dem riesigen, eingeklemmten Felsklotz ist weit über die schwedischen Grenzen hinweg durch die Verfilmung von Astrid Lindgrens Ronja Räubertochter bekannt geworden. Einige Besucher werden vermutlich auch auf den Spuren der Krimiautorin Camilla Läckberg wandeln, deren Romane in Fjällbacka spielen.
Von oben bietet sich ein spektakulärer Blick über den Ort und weit über das tiefblaue, glitzernde Wasser in die Schärengarten hinein. Die Holzhäuser schmiegen sich eng an Felsen. Kein Wunder also, dass Fjällbacka zu einem der meistbesuchten Orte der Westküste gehört.
Für den heutigen Nachmittag ist unser E-Book in jedem Fall ein guter Ratgeber. Wir machen uns auf den Weg nach Mariestad am Ostufer des Vätern. Der Ort bietet keinerlei touristische Highlights, hat einen kleinen charmanten Altstadtteil mit alten Holzhäusern und -was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen- eine Kirche mit einem wunderschönen Glockenspiel, das man vom 80 Meter hohen Kirchturm weit über unseren Stellplatz im Hafen hört. Wer unaufgeregte Hafenatmosphäre ohne Schischi mag, ist hier richtig. Der Platz ist gut gefüllt. Überwiegend schwedische Wohnmobile teilen sich den Stellplatz mit norwegischen und einigen wenigen deutschen Gästen.
Mittags setzen wir unseren Weg in den Norden fort. Einige Ideen sind da, ein festes Ziel für den Nachmittag und die kommende Nacht ist noch nicht klar. Wir wollen die Küste verlassen und weiter ins Landesinnere. Übermorgen wollen wir in Tived sein. Dazwischen dürfen wir 24 Reisestunden füllen. Beim Packen denken wir seit Jahren nicht mehr OB, sondern WAS wir diesmal wohl vergessen haben. Die Liste der kleinen Dinge, die man vermissen kann ist lang. Und meist passiert es nur einmal, dann wandert das kleine vermisste Ding ein für allemal ins Hirnareal für Wichtiges. Und so frage ich mich bei jeder Reise, ob es bei der überschaubaren Anzahl der Dinge, die mit auf Reisen kommen, überhaupt noch etwas gibt, das dem Vergessen anheimfallen kann.
Und auch dieses Mal wissen wir, dass es möglich ist. Mir fehlt der Reiseführer! Und wie!
Vieles geht online, aber ich bin der Ausgabe in Papierform immer treu geblieben. Und ebenso eingefahren bin ich, was den Verlag angeht. Die Reisebücher aus dem Müller Verlag schätze ich sehr und schon vor der Reise habe ich über Wochen meine Freude am Blättern und Lesen und daran, dass Reiseideen und -pläne wie ein Puzzle entstehen. Aus der Not geboren starte ich meinen ersten Versuch mit einem Reiseführer als E-Book. Und ja, es taugt mir.
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