Ja, in diesem Jahr wurde mal wieder heiß diskutiert. Wohin soll es 2015 gehen? Was passt zu einer Familie mit Hund, welche Wünsche haben die Kinder, was zählt für die Erwachsenen und wieviel Zeit können wir für´s Reisen verwenden? Manchmal ist es gar nicht so einfach, all das unter einen Hut zu kriegen.
Aber -tuschundtraraaa- wir haben es geschafft, der Familienrat wurde einberufen und die Würfel sind gefallen.
Im August haben die Kinder Sommerferien und wir freuen uns auf eine längere Familienzeit in der Villa. Im Gespräch waren einige Ziele, darunter auch Schweden und Norwegen, aber schließlich ließen wir unsere Gedanken schweifen und fassten ein Ziel ins Auge, das uns neu ist, eine Gegend, die wir noch nie bereist haben und die uns unglaublich neugierig macht.
Das reizende Fräulein Fahrtenschreiber freut sich auf die Sprache dort, der kleine Held auf ein Monster im See, mein Herr Fahrtenschreiber auf die grandiose Landschaft und könnte man den Hund interviewen, würde er vermutlich sagen, dass es für einen waschechten Collie Ehrensache ist, einmal ins Land seiner Ururururgroßväter zu reisen. Back to the roots sozusagen. Na, erraten, wo es die Fahrtenschreiber im August 2015 hinzieht?
Wir fahren nach Schottland! Und wir haben uns gedacht, dass wir schon die Vorbereitungen für diese Reise im Fahrtenschreiber festhalten. Einige Überlegungen und Entscheidungen sind schon zu treffen, bevor wir dann endlich den Zündschlüssel drehen und auf große Fahrt gehen dürfen. Schippern wir mit der Fähre übers Meer nach Großbritannien oder fahren wir besser im Tunnel unter dem Meer durch? Welche Tagesetappen sind mit Kindern an Bord machbar und sinnvoll und wie viel Zeit brauchen wir? Welcher Reiseführer kommt unseren Vorstellungen vom Reisen am nächsten und bringt uns wirklich weiter? Wie sieht es mit Camping- oder besser noch Stellplätzen vor Ort aus?
Wir freuen uns auf´s Planen und wenn ihr auch neugierig seid, findet ihr hier im Tagebuch und im Regal Reiseberichte "Schottland 2015" unsere Ideen und die Vorbereitung für unsere Sommertour.
Puh, ganz schön kompliziert, die Sache. Die Tarife der Fährlinien sind recht unterschiedlich, manchmal werden Spezialtarife angeboten und der Vergleich fällt uns nicht ganz leicht. Wir reisen aus Süddeutschland an und fassen drei Möglichkeiten in die nähere Wahl, um nach Schottland zu kommen:
Fährverbindung Amsterdam - Newcastle
Die DFDS Seaways setzt täglich über. Durch die günstige Abfahrtszeit um 18:00 Uhr erreicht man morgens um 9 Uhr Newcastle. Klingt charmant! Zwei Stunden später könnte man zum Auftakt der Reise schon durch Edinburgh bummeln und die erste Tüte Fish and Chips mümmeln. Die Kinder mögen Übernachtungen auf der Fähre und der kleine Held denkt immer noch gerne an die rasanten Sprünge vom Bullauge in die Koje zurück. Okay, so hat jeder seine Prioritäten.
Wir zwei Großen haben den Kilometerzähler im Blick. Von Amsterdam trennen uns knapp 800 Kilometer. Die Zeit auf der Straße hielte sich in Grenzen.
Fährverbindung Calais - Dover
Zwischen Calais und Dover verkehrt die P&O Ferries. In schlanken 90 Minuten erreicht man auf diesem Weg Großbritannien. In der Saison gibt es mehr als 20 Abfahrten täglich und der Preis ist natürlich deutlich günstiger als auf der Strecke Amsterdam - Newcastle.
Bis Calais brauchen wir von zu Hause aus schätzungsweise zehn Stunden. Von Dover bis Schottland sind es etwa neun Stunden mit der Villa.
Der Eurotunnel zwischen Calais und Folkestone
Spitzenreiter in der Anzahl der Abfahrten sind sicher die Pendelzüge, die zwischen Calais und Folkestone verkehren. Bis zu drei Mal in der Stunde fahren die Züge und erreichen nach 30 Minuten
Fahrzeit ihr Ziel. Man kann reservieren, muss es aber nicht. Von Folkestone bis Dover sind es 10 Meilen, die Weiterreise entspricht der von Dover nach Schottland.
Tja, man könnte nun rechnen, tüfteln und überlegen, wie viel Zeit man auf der Fähre und wie viel Zeit man auf der Straße verbringen will, was die Überfahrt kosten darf und ob man die Nacht- oder die Tagespassage besser findet oder doch lieber den Zug nimmt.
Die Überlegungen hatten sich ziemlich schnell erledigt, als wir die Verbindungen mal aus Hundesicht betrachtet haben.
Auf der Nachtfähre von Amsterdam nach Newcastle verbringt der Hund die Überfahrt in einem Zwinger. Besuche dort sind nach Absprache und in Begleitung mit dem Personal grundsätzlich möglich, wenn das Zeit und Wetterbedingungen zulassen ... nö, lasst mal gut sein!
Ohne Hund wäre unsere Wahl auf diese Verbindung gefallen. Hat man Amsterdam erst erreicht, ist der Rest ein Klacks.
Auf der P&O Fähre zwischen Calais und Dover verlassen die menschlichen Besatzungsmitglieder das WoMo und das Haustier bleibt drin. Nicht dass wir denken würden, Stella fiele in unseren Abwesenheit über die Wurstvorräte her oder mache es sich auf der Dinette bequem, aber in Schiffsbäuchen geht es unserer Erfahrung nach alles andere als heimelig und leise zu und unser Colliemädchen ist ein Sensibelchen.
Was bleibt? Le Shuttle, der Eurotunnel unter dem Meer hindurch. Mann, Frau, Kinder und Hund rollen auf den Zug und machen es sich in der Villa gemütlich. Dreißig Minuten später erreichen wir die Insel.
Wir dachten zunächst, dass wir den Pendelzug nicht vorbuchen und hinsichtlich der Abfahrtszeit lieber flexibel bleiben. Preislich scheint es aber doch besser, wenn man reserviert. Hat jemand von euch Erfahrung damit? Immer her mit den Infos!
Mit der Entscheidung für den Tunnel ist schon mal ein guter Anfang für die Planung der Schottland-Tour gemacht ... Fortsetzung folgt.
Okay, die Sache mit der Überfahrt wäre geklärt. Wir nehmen nicht den Seeweg, sondern den Zug, um nach Schottland zu kommen. Das ist -wenn auch nicht die preisgünstigste-, aber auf jeden Fall die colliefreundlichste Lösung. Für die Kinder war es keine Option, ihre Stella im Zwinger abzugeben oder allein im WoMo zurückzulassen. Gut entschieden, kleiner Held und zauberhaftes Fräulein Fahrtenschreiber.
Bis 2000 waren die Einreisebestimmungen für Haustiere restriktiv, die Quarantäne war nicht zu umgehen.
Seither gelten die Bedingungen der Pet Travel Scheme (PETS), die die Einreise für Vierbeiner etwas erleichtert. Zumindest im Wohnmobil, in vielen Hotels oder B&B´s ist es nach wie vor nicht selbstverständlich Hunde aufzunehmen.
Hunde brauchen vor der Einreise einen Mikrochip. Dieser Transponder, der schon bei Welpen schmerzfrei unter die Haut implantiert werden kann, ist mit dem Haustierpass der EU gekoppelt und ermöglicht die Identifikation des Tiers. Im EU-Haustier-Reisepass sind auch alle Impfungen dokumentiert, er ist für die Einreise dringend notwendig.
Nachdem der Mikrochip gesetzt wurde, muss der Hund geimpft werden.Die Wartezeit zwischen Tollwutimpfung und Einreise beträgt 21 Tage. Die Tollwutimpfung ist in Deutschland üblicherweise zweiteilig, so dass die 21-Tage-Frist nach der 2. Impfung gilt. Der Impfschutz hält 3 Jahre lang an und wird von den Einreisebehörden auch während dieses Zeitraums anerkannt.
Vor der Einreise nach Großbritannien müssen alle Hunde eine Bandwurmbehandlung durchmachen. Die Behandlung darf mindestens 24 Stunden und längstens 5 Tage vor der Einreise liegen und muss von einem Tierarzt im Haustier-Reisepass bestätigt werden.
Was zunächst super kompliziert klingt, ist in der Realität nicht allzu schwer. Wir haben unseren Welpen bereits gechipt und mit Haustier-Pass bekommen. Danach hat das Hundekind die beiden Tollwutimpfungen bekommen, so wie es im Impfschema vorgesehen ist. Haken dahinter.
Es bleibt die Entwurmung. Dafür werden wir kurz vor Abreise eine Tablette beim Tierarzt abholen und uns die Einnahme im Pass bestätigen lassen. Das ist auch kein großes Ding und eh alle 3 bis 4 Monate fällig.
Wieder liegt ein kleines Stückchen freudiger Schottland-Vorbereitung hintern uns ... Fortsetzung folgt
Im Mai 2014 erschien im Michael Müller Verlag die Neuauflage des Schottland Reiseführers. Der jüngste Band enthält 31 Wanderungen und Touren. Wir reisen schon seit langem gern mit den Reisehandbüchern aus dem Müller Verlag und haben damit immer gute Erfahrungen gemacht. Schon vor der Reise macht es Spaß reinzulesen, sich über die Anfahrt und mögliche Routen Gedanken zu machen und die Liste der Dinge, die man unbedingt sehen mag, wachsen zu lassen.
Auf den ersten Blick hat die Schottland-Ausgabe vielleicht etwas wenig Fotos, aber die Infos über Land & Leute, Traditionen, Geschichte, die -ziemlich gewöhnungsbedürftige- schottische Küche und das Reisen in Schottland sind gut recherchiert und, wie ich meine, schön zu lesen.
Nach den allgemeinen Infos zum Reiseland gliedert das Reisehandbuch Schottland in verschiedene Regionen, die sehr ausführlich beschrieben sind und an denen wir uns gut orientieren konnten. Die ergänzenden Wander- und Radwandertipps machen die Sache komplett.
Klar, wir haben auch beim Verlag Reise Know How nach einem Tourguide geluschert und wurden nicht fündig. Eine Marktlücke!
Michael Moll, der schon den ein oder anderen Wohnmobilführer für den Verlag geschrieben hat, hat allerdings eine Homepage auf der er von seiner Schottlandreise berichtet. Unter www.dieweltenbummler.de gibt´s den Reisebericht, den Michael Moll
auf Anfrage auch im pdf-Format per Email verschickt. Danke dafür!
Einen sehr schönen Reisebericht bis zu den Äußeren Hebriden -mit Hund!- fanden wir im Wohnmobilforum. Die tollen Fotos und der super geschriebene Tourbericht, gespickt mit vielen guten Infos, machen Lust auf Schottland!
Als grobe und erste Orientierung haben wir uns das Kartenset Schottland vom ADAC besorgt. Mitglieder bekommen es kostenlos und auf Wunsch auch per Post nach Hause geschickt. Die Karten haben sich in der Villa bewährt und sind in Kombi mit dem Navi meist ausreichend.
Hier geht´s lang: was bisher an Vorbereitungen für unsere Schottland-Tour lief, findet ihr im Regal "Reisetagebücher", "Schottland 2015 - Die Vorbereitung"
Unser Schottland Reisehandbuch auf meinem Nachttisch hat inzwischen ziemlich viele Klebezettel, Einmerker und bunte Post-its abgekriegt, die zwischen den Seiten hervorlugen und Interessantes markieren. Unsere Wunschliste ist ziemlich gewachsen und wir könnten jetzt vermutlich schon locker zwei Monate in Schottland verbringen, ohne dass Langeweile aufkommt ... hach, wenn man doch einfach mal Zeit hätte ;-)
Neben viel Natur scheint es den Schotten nicht an Burgen, Schlössern, Gärten und Kathedralen zu fehlen. Um alle interessanten Ziele abzuklappern, braucht man neben ganz viel Zeit einen großen Geldbeutel. Vor allem für Familien sind die Eintritte teilweise ganz schön gesalzen.
Die meisten Sehenswürdigkeiten werden von der halbstaatlichen Organisation Historic Scotland oder der privaten National Trust of Scotland verwaltet. Beide Organisationen bieten Pässe an, die zeitlich begrenzt oder als Jahreskarte Ermäßigungen auf den Eintritt bieten.
Wir haben mal versucht uns schlau zu machen, welches Ticket das bessere Angebot für eine vierköpfige Familie ist, die im August drei bis vier Wochen durch Schottland tourt. Gar nicht so einfach, den Dschungel der Angebote zu durchschauen und Licht ins Dunkel zu bringen!
Es lohnt in jedem Fall vor dem Kauf eines Explorer Tickets die Reiseroute zumindest in etwa zu bestimmen und über die Anzahl der Sehenswürdigkeiten nachzudenken, die man gerne sehen mag.
Mit der Entscheidung für den Besuch von Edinburgh und des Edinburgh Castle reduzierte sich das für uns passende Angebot schon deutlich.
Der National Trust Touring Pass, der English Heritage Overseas Touring Pass und das National Trust for Scotland Discovery Ticket fielen aus der engeren Auswahl recht schnell heraus.
Der English Heritage Pass eignet sich prima für einen Kurzurlaub in England und für alle, die Stonehenge gern sehen möchten und sich für Schlösser interessieren.
Der National Trust hingegen deckt 300 Sehenswürdigkeiten ab und scheint toll für alle, die gern unterwegs sind und kreuz und quer durch England, Wales und Nord-Irland touren.
Das dritte Ticket -das National Trust for Scotland Discovery Ticket- ist mit bis zu 30 Tagen Gültigkeit interessant für alle, die sich länger in GB aufhalten, gerne viel Anschauen und ihr Ticket dennoch nicht jeden Tag nutzen mögen ... leider ist Edinburgh Castle im Angebot nicht drin. Nix für uns!
Wer dem Tarifdschungel bis hierhin folgen konnte, ist schon fast am Ziel! Den Scottish Heritage Pass haben wir uns -obwohl Edinburgh Castle mit zu den vergünstigten Sehenswürdigkeiten gehört- deshalb nicht ausgesucht, weil er nur für 7 Tage gültig ist und kein spezielles Familienangebot bietet.
Was bleibt? Der Historic Scotland Explorer Pass passt am besten zu unseren Plänen! Er beinhaltet 78 schottische Sehenswürdigkeiten und ist über das ganze Jahr verfügbar. Mit dem Pass bekommen Familien ermäßigten Eintritt zu attraktiven Angeboten wie Stirling Castle, Urquhart Castle, Glasgow Cathedral ... und natürlich Edinburgh Castle. Mit dem dritten Besuch hat sich die Anschaffung des Passes schon rentiert!
Der Pass ist für 7 Tage innerhalb einer Frist von 14 Tagen gültig. Die Frist beginnt mit Start der Sightseeing-Tour und dem ersten fälligen Eintritt. Der Familienpass kostet 80 Pfund.
Weitere Infos zu Historic Scotland gibt es hier.
Und schon wieder stehen die Fahrtenschreiber im Wald. Es ist noch nicht allzu lange her, da haben wir für unseren Schottland 2015 Trip nach dem besten Explorer Ticket Ausschau gehalten, das die Eintrittspreise in Grenzen hält und interessante Vergünstigungen für Familien bietet.
Kaum haben wir uns durch diesen Dschungel gekämpft, zücken wir schon wieder die Machete .
Lohnt sich eine Clubmitgliedschaft in einem Camping-Club? Oder -mir wäre das ja die attraktivste Alternative- kann man das schlicht bleiben lassen, weil sich unterwegs genug freie Stellplätze oder auch Campingplätze auftun, die man ansteuert. Zündschlüssel raus, Feierabend!
Der Camping and Caravanning Club bietet vor allem Ermäßigungen für Campingplätze. Sie scheinen in der Mehrzahl auch recht gut gelegen und ansprechend in der Ausstattung. Aber: es sind eben überwiegend Campingplätze. Wir stehen ganz gern auf kleineren Plätzen, die gern etwas abseits der Touristenzentren sein dürfen. Oft unterliegt der "Komfort", den viele größere Plätze bieten, den kleineren Stellplätzen. Die Nähe zur Natur, zu den Menschen und die Überschaubarkeit der Stellplätze hat seinen ganz besonderen Reiz.
Die Mitgliedschaft im Caravan Club erinnert mich etwas an France Passion. Die Stellplätze liegen auf Bauernhöfen. Bis zu fünf Wohnmobile oder Gespanne werden gleichzeitig beherbergt. Ob diese Auflage vor Ort so eng gesehen wird und ob es im August am ein oder anderen Ort schwierig ist ein Plätzchen zu bekommen, können wir mangels Erfahrung nicht sagen. Wir werden berichten ;-)
Die Mitgliedschaft im Caravan Club kostet 47 Pfund. Der Camping and Caravanning Club schlägt mit 37 Pfund zu buche.
Die Preise pro Übernachtung auf den Höfen -man kann im Gegensatz zu den Campingplätzen nur mit einer Mitgliedschaft im Club dort stehen- liegen zwischen 5 und 15 Pfund.
Wir werden den Caravan Club mal testen, er war uns wegen der kleinen Stellplätze sympathischer und deckt unsere Bedürfnisse vielleicht besser ab. Ob sich das am Ende des Tages, oder besser gesagt am Ende der Reise, rentiert hat, werden wir sehen. Wir lesen uns!
Die Schotten scheinen in der Tat sehr traditionsbewusst. Auch nach der Einführung des metrischen Systems verzichten sie nur ungern auf ihre traditionellen Maß- und Gewichtseinheiten.
Entfernungen werden in miles gemessen, Getränke nach pint berechnet und Gewichte in pound angegeben. Wer einen Blick auf das Thermometer wirft, liest nicht Celsius, sondern Fahrenheit ab. Und in der Umkleidekabine dürfen Frauen von ihrer gewohnten Größe 4 abziehen, so dass aus der 38 schwuppdiwupp eine schottische 34 wird. Männer müssen hingegen 10 abziehen, um ein passendes Kleidungsstück von der Stange zu angeln. An der Kasse werden britische Pfund berechnet. Ein Pfund entspricht derzeit 1,40 Euro, 1 Euro hat den Wert von 0,71 Pfund.
So weit die Theorie. In der Praxis werden wir uns einen Zettel mit den wichtigsten Umrechnungen ans Armaturenbrett heften. Wer hat schon Lust vor einer Unterführung zu rätseln, ob der Alkoven kleben bleibt, die Blinkerhörnchen unangenehm anecken oder die Radarfalle zuschnappt.
Wer es -so wie wir- ganz genau wissen will, hier die Umrechnungstabelle für Längenmaße, Gewichte und Hohlmaße:
1 inch = 2,54 cm
1 foot = 12 inch = 30,48 cm
1 yard = 3 foot = 0,91 m
1 mile = 1760 yard = 1,61 km
1 km = 0,6214 mile
1 ounze = 28,35 g
1 pound = 0,45 kg
1 stone = 6,35 kg
1 ton = 1,02 t
1 pint = 0,57 l
1 quart = 1,14 l
1 gallon = 4,56 l
Okay, vielleicht legen wir zur Umrechnungstabelle auch noch einen Taschenrechner ins Fahrerhaus. Ganz schön tricky, die Sache!
Immerhin wollen auch noch die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf schottischen Straßen umgerechnet werden. In geschlossenen Ortschaften ist man in Schottland mit 30 Meilen, also 48 km/h unterwegs. Auf Landstraßen sind maximal 96 km/h, also 60 Meilen erlaubt und auf Motorways sind höchstens 70 Meilen (112 km/h) drin.
Wer gern weiter mit Zahlen jongliert, kann Grad Fahrenheit in Celsius umrechnen. Das geht so: von der Fahrenheit-Temperatur 32 abziehen, das Ergebnis mit 5 multiplizieren und danach durch 4 teilen. Fertig, schon hat man den schottischen Wetterbericht im Griff!
1. Reisetag. Samstag, 1. August 2015. Von Neusäß, Südbayern nach Gent, Belgien.
800 Tageskilometer. 25 Grad, sonnig.
Übernachtung: Freie Übernachtung am Kanal in der Nähe des Campingplatzes und des Sportzentrums „De Blaarmeersen“, Gent
Die Stauprognosenmiesepeter lagen genau richtig. Wir stauen uns ab Stuttgart durch Baustellen und Reiseverkehr. Zwischen Pforzheim, Karlsruhe und Hockenheim gurken wir 2,5 Stunden rum, um dann gerade mal 220 Kilometer zurückgelegt zu haben. Ein kaputter Laster in der Baustelle sorgt dafür, dass gar nichts mehr geht.
Wir haben als erstes Zwischenziel Brüssel angepeilt. Das scheint uns gegen Mittag schon zu ehrgeizig geplant, aber der Nachmittag läuft dann –ein Glück!- total entspannt. Wir haben kaum Verkehr nach Hockenheim und durch Belgien fährt es sich eh ganz entspannt. Viel Grün, viele Wiesen und Kuhweiden, einige Gehöfte, kleine Dörfer und Ansiedlungen mit Klinkerhäusern tun Auge und Gemüt gut.
Bei Brüssel wollen wir dann, obwohl es inzwischen 21:00 Uhr ist, nicht bleiben. Zu viel Verkehr, zu viel Lautstärke und einen brauchbaren Stellplatz in Autobahnnähe können wir nicht ausmachen. Uns zieht es weiter bis Gent, eine gute Entscheidung! In der Nähe des Campingplatzes und des Sportzentrums kann man nachts recht ruhig am Kanal stehen. Die (kostenlose) Möglichkeit nutzen außer uns noch acht weitere Reisemobile aus Belgien, Italien, Spanien und den Niederlanden.
2. Reisetag. Sonntag, 2. August 2015. Von Gent (B) nach Calais (F) und über Folkestone (GB) weiter nach Hitchin, Hertfordshire (East Anglia)
320 Tageskilometer. 28 Grad, sonnig.
Übernachtung: Beim Pub „The Plough“, Hertfordshire, Hitchin (aus: Brit Stops 2015)
Um sechs kriechen wir aus unseren Kojen, um den Weg nach Calais anzutreten. Um 11:20 ist „Le Shuttle“ gebucht, der uns unter dem Ärmelkanal hindurch von Frankreich nach Folkestone in England bringen soll. Ankommen werden wir um 10:55 Uhr Ortszeit. Zeit, um unsere Uhren um eine Stunde zurückzustellen!
In Calais sind wir schnell, denn selbst wenn man wollte, man könnte die Zeit nicht auf Parkplätzen vertrödeln. Die sind auf französischer Seite alle gesperrt. Erst kurz vor Calais sehen wir einen Parkplatz an der Autobahn auf dem mehrere Lastwagen stehen. Alle demonstrieren leere Ladeflächen mit ihren offenen Ladeluken. Von der bedrückenden und unheilvollen Situation der Flüchtlinge in und um Calais bemerken wir nichts. Die Dramen spielen sich offenbar ausschließlich im benachbarten Terminal ab, in dem die Laster abgefertigt werden.
Die Fahrt im Eurotunnel ist für die Kinder spannend. Vor dem Einchecken fahren wir rechts raus zur „Pet Reception“. Hier wird der Chip ausgelesen und festgestellt, dass Frau Hund auch Frau Hund ist. Auslesen dürfen wir den Chip selbst, das Ergebnis gleicht die Dame am Empfang dann mit den Daten aus dem Heimtierpass ab. Passt alles!
Dann sind wir dran. Mit gezückten Pässen fahren wir zum Check-in. Nun werden die Kinder von dem Mitarbeiter sehr freundlich unter die Lupe genommen. Das Foto im Pass unseres zauberhaften Fräulein Fahrtenschreibers ist ein Jahr alt. „Yes“, meint der Herr. Der Pass des kleinen Helden sorgt für Heiterkeit. Auf dem Bild ist er drei Monate alt!
Mit der Villa in das schmale Abteil zu fahren, den Druck auf den Ohren spüren, wenn der Zug in die Tiefe fährt und nach weniger als einer halben Stunde wieder an die Oberfläche kommt, ist ein besonderes Erlebnis. Wir sind so zeitig am Pendelzug, dass wir bereits um 10:45 abfahren können.
Für uns Große beginnt der spannende Teil der Reise mit Verlassen des Zuges. „Drive on left“, steht auf den Schildern in Tunnelnähe.
Hochkonzentriert fahren wir nach Folkestone. Die ersten Meter gingen ja schon mal gut! Ein kleines Päuschen am Meer mit grobem Steinstrand tut allen gut. Das Hundemädchen genießt den Auslauf und die Kinder kühlen die Füße.
Wie es dann zu unserer unfreiwilligen Sightseeing-Tour durch London kommt, kann man letztendlich so recht nicht mehr rekonstruieren. Das Navi führt ab und an sein Eigenleben und spinnt munter rum oder aber, mir scheint es wahrscheinlicher, unser Nachwuchs hat an dem Ding (mal wieder) rumgetippt. Jedenfalls fallen wir aus allen Wolken, als wir uns nach der Durchfahrt durch einen schmalen Tunnel nicht auf der Umfahrung befinden, sondern mitten im Londoner Geschehen.
Wir scheinen es magnetisch anzuziehen, wir erinnern uns an unseren Nacht-Trip kreuz und quer durch Mailand und an zig Runden um den Palast in Stockholm. Der Buckhingham-Palace und Big Ben blieben uns heute erspart. Aber uns bleibt ja noch die Rückreise für einen Schnitzer. Die Stimmung an Bord war an diesem zweiten Reisetag ein Weilchen lang nicht die beste, kann ich euch sagen. Linksverkehr in einer Metropole und fast zwei Stunden rumgegurke in der Londoner Stadthölle machen niemand glücklich.
Entschädigt werden wir am späten Nachmittag. Nach der Anfahrt und dem Gekurve heute wünschen wir uns Ruhe und Entspannung. Wir fahren nach Hertfordshire, nördlich von London. Aus dem Brit Stops Verzeichnis, das in seinem Konzept dem französischen France Passion und dem deutschen Landvergnügen gleicht, suchen wir uns einen Stellplatz bei einem kleinen, authentischen Ale-Pub auf dem Land aus. Ein Volltreffer! Um uns herum Wiesen und Weiden, Kühe und Hasen, Vögel und Eichhörnchen. Auf der Terrasse schlürfen mein Herr Fahrtenschreiber und ich unser erstes Pint Bitter-Ale und die Kinder holen sich „Chips“ am Pub Tresen, selbst bestellt von unserem zauberhaften Fräulein Fahrtenschreiber. Well done, my dear!
3. Reisetag. Montag, 3. August 2015. Von Hitchin, Hertfordshire nach St Helens, Merseyside
290 Tageskilometer
Sonnig, 24 Grad
Übernachtung: "Fir Tree Farm", Kings Moss, St Helens (Aus: Brit-Stops 2015)
Auf der M6 Richtung "The North" steppt der Bär. Es ist richtig viel los. Na, wenn man wieder mal ins Jammern verfällt, hilft ein Blick auf die Gegenfahrbahnen. Es staut sich über viele, viele Kilometer. Bei Coventry, Birmingham und Manchester ist richtig viel los. Die Industriestädte sorgen für regen Verkehr. Einige Umspannwerke, Fabriken und Backsteinhäuser sind zu sehen. Vom Motorway aus bekommt man nur einen sehr eingeschränkten Eindruck von der Umgebung und der Städte. Wir wählen die Route trotzdem, weil wir möglichst zügig Richtung Schottland wollen.
Nach drei Stunden Fahrt verwerfen unser Ziel "Dumfries" in Schottland und luschern nach einem weiteren Zwischenstopp. Die Kinder mögen nicht mehr sitzen, Frau Hund will raus an die Luft und obwohl mein Herr Fahrtenschreiber seit unserem unfreiwilligen Ausflug durch London den Familienorden routinierter Left-Hand-Driver trägt, zieht es ihn aufs Land, weg vom Getöse und Gebrumme des Motorways.
In Kings Moss bei St Helens wartet ein Bauernhof auf uns. Die Fir Tree Farm hat einen kleinen, feinen Hofladen, ein nettes Hofcafe und schöne Spazierwege, die direkt vom Hof ab verlaufen.
Ein dickes Danke für den Tipp an dich Elke, Brit Stops führt uns auch diesmal an einen schönen Ort und am Ende des Tages sind wir wieder um einige Erfahrungen und Genüsse reicher. Der hausgemachte Kuchen im Café war lecker!
Unser Schottland-Tipp: Bargeld bereithalten! Kaum zu glauben, in einem Land in dem überwiegend Kreditkarten akzeptiert werden, ist das Bezahlen mit unserer deutschen Visa-Karte an der Kasse des Hofladens nicht möglich!
4. Reisetag. Dienstag, 4. August 2015. Von St Helens, Merseyside nach Dumfries, Schottland
240 Tageskilometer.
Wechselhaftes Wetter, 20 Grad
Übernachtung: Campingplatz "Sandyhills Bay Leisure Park", Sandyhill
Ab Blackpool wird es ruhig auf der Straße. Nur noch wenig Verkehr läuft nordwärts, dafür nimmt die Zahl der Schafe auf den hügeligen Weiden proportional zu. Die Lowlands sind nicht nur flach, Berggipfel säumen den Weg.
Im beschaulichen Dumfries decken wir uns mit etwas Bargeld ein, bevor wir weiter auf schmalen Straßen Richtung Küste fahren. Den Besuch von Sweetheart Abbey, deren Ruine bei New Abbey nicht zu übersehen ist, vertagen wir auf morgen. Unser Ziel heute ist ein Campingplatz. Wir brauchen Landstrom zum Laden unserer Geräte an Bord und eine "richtige" Dusche wäre auch nicht schlecht.
An den Campingplatz in der Bucht grenzt ein feiner Sandstand, der tagsüber gut besucht ist. Abends spazieren wir bei Ebbe durch das Watt. Zigtausend Muscheln liegen im nassen Sand. Die Kinder und das Hundemädchen jagen in wildem Saus über den Boden, der vor kurzem noch Meeresgrund war.
5. Reisetag. Mittwoch, 5. August 2015. Von Sandyhills Bay über Dumfries nach Biggar (Glasgow)
100 Tageskilometer
Regen, Wolken, Sonne, Regen. 19 Grad
Übernachtung: Warrenhill Farm, Carmichael Visitor Centre bei Biggar (aus Brit Stops 2015)
Es regnet! Den Vorwurf, von unserem Kulturprogramm an diesem Morgen auch nur einen Deut abzurücken, kann man uns nicht machen. Nachdem der Hund nochmal ausgiebig am noch leeren Strand (noch regnet es nicht) durchs Watt gebraust ist und die Kinder anschließend mit Frühstück versorgt waren, fuhren wir Richtung Dumfries.
Bei New Abbey ist die Ruine der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Sandsteinkirche nicht zu übersehen. Die Zisterzienserabtei wurde von der Lady of Galloway, Devorgilla de Balliol, gegründet und unter dem Namen "Sweetheart Abbey" bekannt. Devorgilla bewahrte das einbalsamierte Herz ("sweet, silent companion") ihres geliebten Gatten John 16 Jahre in einem Schrein auf, bevor es mit ihr im Kloster bestattet wurde.
Der Zwischenstopp in Dumfries war wenig ergiebig, eigentlich versäumt man nicht viel, wenn man nicht dort war. Zu den Top-Sehenswürdigkeiten rechnen wir den Hauptort der westlichen Lowlands mit seinen 40.000 Einwohnern nicht.
Mittags geben wir leichtsinnigerweise unseren grummelnden Mägen nach und kaufen in einer hiesigen Metzgerei eine "Sausage Roll" (undefinierbare Wurst in Blätterteig) für die Kinder, für meinen Herrn Fahrtenschreiber einen "Beefburger" (undefinierbares Beef in einer Art Blätterteig) und für mich -ich habe Angst vor schottischen Überraschungen wie Haggis- eine "Maccaroni Pie", das zwar ohne Fleisch auskommt, aber mit einer unglaublich mächtigen Sahnekäsecremefüllung überrascht. Mpf.
Während der männliche Teil der Besatzung die Mägen durch Hochlegen der Beine in der Villa zu entlasten versucht, mache ich mich mit unserer Tochter zu einem Spaziergang auf. Wir schlendern über die Hängebrücke zur "Museumsseite" von Dumfries und spazieren am Ufer des River Nith entlang. Robert Burns, ein schottischer Poet, ist in der Stadt allgegenwärtig. Am Ufer ist ihm ein Museum gewidmet, das Dokumente und Relikte seines Lebens und Wirkens beheimatet. Wir besuchen das (kostenlose) Museum of Dumfries. Die Windmühle, die über die Stadt ragt, ist kaum zu übersehen. Im Museum erfährt man Dies&Das über das frühere Leben der Menschen in der Region.
Über schmale Nebenstrecken fahren wir Richtung Glasgow. Vorsicht! Es ist zwar kaum Verkehr, aber manchmal teilen wir uns die Straße mit Schafen, deren Weiden nicht immer eingezäunt sind. Grüne Bergketten und Hügel prägen das Landschaftsbild.
Für die Nacht haben wir uns einen Schlafplatz in South Lanarkshire ausgesucht. Die Farm mit Hofladen und Tea Room liegt in der Nähe von Biggar. Der Tag endet übrigens, wie er begann - es regnet!
Unser Schottland-Tipp: Die Anschaffung des "Historic Scotland" lohnt! Wir haben unseren Pass heute bei Sweetheart Abbey gekauft und haben damit "freien" Eintritt zu einer Vielzahl an schottischen Sehenswürdigkeiten. Der zeitbegrenzte Explorer Pass für Familien (7 aus 14 Tagen für 80 Pfund) ist nur unwesentlich günstiger als der Jahrespass mit 91 Pfund. Plant man als Familie drei Besuche inklusive Edinburgh Castle ein, hat man den Jahrespass locker drin!
6. Reisetag. Donnerstag, 6. August 2015. Nach Stirling und weiter zum Loch Lomond
70 Tageskilometer
Sonnig, 23 Grad
Übernachtung: Campingplatz Milarrochy Bay, Loch Lomond (Camping and Caravanning Club)
Schon weithin sichtbar thront über Stirling das eindrucksvolle Castle, der Sitz der Stuart-Könige. Durch die mittelalterlichen Straßen von Stirling geht es hinauf zum Castle. Stirling war von jeher ein heiß umkämpfter Ort, strategisch liegt es günstig an der Mündung des River Forth und auch die Highlands konnten leicht überblickt
werden. Damals wie heute führten und führen alle bedeutenden Nord-Süd Verbindungen über Stirling, das einst durch die Flussmündung und gefährliches Marschland begrenzt war.
Mit der Villa fahren wir die schmale, steile Zufahrt zum Parkplatz hinauf und hören oben am Kassenhäuschen, dass an diesem Vormittag schon sieben Campervans auf dem Schlossparkplatz stehen und leider kein Platz mehr für einen weiteren Camper sei. In der näheren Umgebung finden wir glücklicherweise ein freies Plätzchen für die Villa, es wäre zu schade gewesen, wenn uns der Besuch im Castle entgangen wäre. "Uns" heißt in diesem Fall mir und unseren Kindern. Unser Herr Fahrtenschreiber verbringt die Zeit mit unserem Hundemädchen, das nicht ins Schloss darf.
Mit dem "Historic Scotland" haben wir auch hier "freien" Eintritt und sogar die Audio-Guides sind für Mitglieder frei. Hat man den Pass einmal in der Tasche, erübrigt sich die Überlegung, ob man eine Sehenswürdigkeit anschaut oder nicht. Die Preise sind -vor allem für Familien- teils recht gesalzen. Natürlich, der Pass ist nicht umsonst, aber trotzdem hat man das Gefühl, dass die Tour die Reisekasse nicht überstrapaziert.
Wir sind von Stirling Castle begeistert! Über drei Stunden sind die Kinder fasziniert bei der Sache, entdecken die riesige gotische Festhalle "Great Hall", luschern in die Küche und das Pulvermagazin und in die Räume des Königs und der Königin.
Unser Weg führt uns ein Stück weiter zum Loch Lomond, dem Wochenend- und Feriensee der Glasgower. Gern hätten wir hier noch eine zweite Nacht verbracht, aber der Platz ist über das Wochenende ausgebucht. Von Campingplatz aus gibt es einen direkten Einstieg in den "West Highland Way". Die berühmteste und beliebteste Wanderstrecke Schottlands beginnt nördlich von Glasgow und führt über 153 Kilometer bis nach Fort William.
7. Reisetag. Freitag, 7. August 2015. Vom Loch Lomond über Glencoe Village nach Fort William
110 Tageskilometer
Sonnig, wechselnd bewölkt. Bis 19 Grad
Übernachtung: Glen Nevis Caravan & Camping Park, Fort Williams
Während meine zauberhafte Reisegesellschaft morgens noch tief und fest schläft, mache ich mich für ein Stündchen auf zum "West Highland Way". Das Hundemädchen und ich genießen die märchenhafte Ruhe auf dem schmalen Pfad zwischen Bäumen und Farnen, abseits der Straße. Noch ist auf dem Wanderweg außer aus niemand unterwegs.
Wir bedauern, dass wir den Stellplatz schon am Vormittag verlassen müssen. Ohne vorzubuchen ist an einem Wochenende im August am Loch Lomond nichts zu machen.
Wir fahren durch grandiose Landschaft bis Glencoe. Die schmale Straße steigt bergan, eindrucksvolle Berge säumen links und rechts unseren Weg. Fast schon skurril wirkt der Verkehr, der sich durch diese Idylle plagt. Wir fahren kurz vor Glencoe einen "Wander"Parkplatz an, der von schätzungsweise 5 Prozent der Besucher auch als solcher genutzt wird. Ein Auto, ein Wohnmobil, ein Reisebus am anderen landen hier an, öffnen ihre Mäuler und spucken ihre Ladung an Land. Schnell ein Selfie, schnell ein Foto vom Original im Schottenrock und Dudelsack, der weithin durch die Kulisse schallt, bevor es weiter zur nächsten Attraktion geht. Die Sache mit den Selfies beherrschen die japanischen Touris übrigens perfekt. Das Handy an einem langen Stecken montiert -mein Herr Fahrtenschreiber klärt mich auf, dass das Teil "Selfie stick" heißt, und schräg nach oben in die Linse gegrinst. Hier war ich mal, drei Minuten lang.
Etwas enttäuscht sind wir schon, als wir nach wenigen hundert Metern auf dem Wanderweg vor einer sehr steilen Treppe stehen. Das Metallgitter ist so grob, dass schmale Hundepfoten darauf nicht gehen können. An sich hat unser Hundemädchen nichts dagegen, auch mal getragen zu werden, aber auf der Treppe zappelt sie so heftig, dass wir den gut gemeinten Versuch abbrechen. Schade, der Wanderweg schien uns perfekt für eine zwei- bis dreistündige Tour mit den Kindern durch die südlichen Highlands. Wir versuchen aus der Not eine Tugend zu machen und gehen ein Stück jenseits der geplanten Tour. Trotzdem schade!
Der kleine Campingplatz Red Squirrel, den wir uns etwas außerhalb des Ortes Glencoe ausgeguckt haben, hält leider nicht, was der Reiseführer verspricht. Mit einem Zelt gäbe es viele Möglichkeiten zu stehen, Wohnmobile sind außer unserem keine hier. Wir schauen uns eine Weile nach einem Platz um und fragen bei einem Mitarbeiter nach, der die einzige Möglichkeit auf einem Parkplatz auf dem Gelände neben einigen Autos sieht. Nö, dann lasst mal gut sein.
Bei Inchree starten wir einen neuen Versuch in Sachen Campingplatz - "Corral Caravans", der im Müller-Reiseführer beschrieben ist, finden wir nicht, obwohl das -sollte es ihn noch geben- nicht schwer sein dürfte. Er liegt nur 300 Meter vom Fähranleger entfernt. Wer meint, inzwischen ein wenig Frust in unseren Zeilen zu lesen, liegt richtig.
Unser Tag endet in Fort William. Das klingt malerisch, besteht jedoch im Wesentlichen aus Bed&Breakfasts, Campingplätzen, Hotels und vielen Geschäften, die sich perfekt auf Touristen eingestellt haben. Stilecht gönnen wir uns ein McDonald`s Menü, bevor wir auf dem Campingplatz einchecken. Morgen werden wir bleiben und uns erstmal sortieren. Ein oder zwei Maschinen Wäsche stehen an, die Villa verträgt einen Putztag und nicht zuletzt wünschen sich die Kinder einen Tag ohne zu fahren. So soll es sein!
8. Reisetag. Samstag, 8. August 2015. In Fort William.
0 Tageskilometer. Yeah!
Wechselnd bewölkt, 17 Grad
Übernachtung: Glen Nevis Caravan & Camping Park, Fort William (westliche Highlands)
Von unserem Platz aus haben wir einen guten Blick auf den "Ben Nevis". Das ist nicht selbstverständlich, glaubt man der Statistik, ist er nur an 10 Tagen im Jahr wolkenlos. Mit seinen 1344 Metern und der abgeflachten Kuppe, die ein wenig an einen Vulkan erinnert, ist er ein Paradies für Bergsteiger. Fast wie auf einer Ameisenstraße sieht es aus, als wir schon früh morgens die ersten Wanderer auf dem Weg zum Gipfel sehen.
Wir machen erst mal gemütlich Frühstück. Nein, kein typisch schottisches. Habe ich euch eigentlich vom typisch schottischen Frühstück erzählt, das auf der letzten Farm, auf der wir übernachteten im Tea Room angeboten wurde? Damit wir nicht zu mäkelig erscheinen, das hausgemachte Hühnchen-Curry, das man im Hofladen kaufen konnte, war sehr gut. Auf das Frühstück haben wir dann trotzdem gern verzichtet. Black Pudding (gebackenes Schweineblut), eine Wurst und Haggis, ein Schafsmagen, der mit Lunge, Leber, Herz und Hafermehl gefüllt ist und Rührei, Tomaten und Champignons, gehören schon morgens auf den Teller. Das Weissbrot, das dazu gereicht wird, ist gewöhnungsbedürftig. Ach, wenn ich an den Bäcker und die Brezen zu Hause denke ...
Nachdem unsere Villa geputzt ist und die Wäsche im Wind flattert, machen wir uns gegen Mittag zu einer Erkundungstour auf. Vom Platz aus erreicht man nicht nur den Einstieg zu Ben Nevis, hier endet auch der West Highland Way, den wir ein Stück gehen.
Nach dem Frühstück ging es vom Campingplatz Glen Nevis auf zum Wandern. Meine feinen Eltern Fahrtenschreiber wollten eigentlich einen sehr steil aussehenden Berg in Vulkanform erklimmen, doch wir wanderten schon mal in die falsche Richtung. Wir kamen nach einigen Metern an ein Schild. Es zeigte in Richtung Wald und darauf stand: „West Highland Way“.
Wir beschlossen diesen Weg zu gehen, weil er perfekt für eine Wanderung mit Hund und Kindern aussah. Zur Begrüßung muhten uns eine Handvoll Kühe entgegen und ein Pferd schaute uns an und trabte ans Gatter. Nach ein paar Schritten begann schon der Wald in dem sich ein schmaler Pfad entlang schlängelte. Die Familie Fahrtenschreiber erreichte einen Wegweiser. Dort mussten wir uns entscheiden, ob wir den schmalen Pfad nach oben nehmen sollten, oder ob wir dem West Highland Way weiter folgen sollten. Wir entschieden uns den WHW. Statt einem Pfad bewegten wir uns auf einem breiten geschotterten Weg weiter. Das machte natürlich nicht halb so viel Spaß, wie auf einem engen Pfad.
Nach einer guten halben Stunde bekamen mein Bruderherz und ich Hunger und Durst und quengelten so lange herum, bis wir unser Gewünschtes bekamen.
Hundemädchen Stella galoppierte immer weiter und wenn wir mal stehen blieben oder zu langsam für sie waren bellte sie uns an und forderte uns auf mal unseren Hintern zu bewegen. Wir gingen noch eine ganze Weile und dabei knipste Mama Fahrtenschreiber was das Zeug hielt. Papa, mein Bruderherz und ich dagegen mustern mit argwöhnischen Blicken den Vulkanberg. Der Weg ist richtig steil denkt jeder von uns. Zum Glück laufen wir hier entlang. Das reicht uns.
Dann bekamen wir einen fürchterlichen Schreck weil unser Hundemädchen Stella plötzlich davon trabte. Wir schrien und pfiffen das wir ganz außer Atem waren aber Stella lief immer weiter und weiter. Als Papa es endlich schaffte dass sich Frau Hund umdrehte und zu uns lief atmeten wir alle erleichtert auf. Aber nicht lange. Das Hundemädchen lief nur so weit, dass sie uns sehen konnte, aber nicht weiter. Es schien, als ob um uns eine unsichtbare Wand wäre. Als wir dann auf die Idee kamen, dass wir einfach zurück laufen könnten verging wertvolle Zeit. Als wir uns umdrehten kam sie auch gleich angerannt. Wir leinten sie schnell wieder an und es konnte weiter gehen.
Wir kamen schnell an einen Wald und wanderten rasch hinein. Als wir eine Weile gelaufen waren, kamen wir an einen Trampelpfad, der nach unten führte. Wir machten uns erst mal Sorgen dass das irgendein Trampelpfad war, der sonst wo hin führte, aber der Weg war Mit Holzgeländer und Balken am Rand gesichert. So konnten wir rasch nach unten laufen. Am Rand des Weges säumten sich Farne und ein paar entwurzelte Bäume. Und am Boden waren vereinzelt Holzbohlen.
Unten angekommen machten wir erst einmal Rast. Dann ging alles sehr schnell und wir kamen wieder an der Weide mit den Kühen und dem Pferd heraus. Wir waren erleichtert, dass wir den richtigen Weg genommen hatten und gingen wieder zum Campingplatz zurück. Dort angekommen rannten wir auf den Spielplatz, während unsere Eltern zum Wohnmobil gingen und dort für Ordnung sorgten.
EURE ANNA
9. Reisetag. Sonntag, 9. August 2015. Von Fort William über Glenfinnan nach Glen Uig an der schottischen Westküste (südliche Highlands)
50 Tageskilometer
Wechselhaft, 17 Grad
Übernachtung: "Glenuig Inn", Glenuig, Sound of Arisaig (aus: Brit Stops 2015)
In Fort William füllen wir die Vorratskammer der Villa mit dem Nötigsten. Viele Geschäfte im Stadtzentrum sind geöffnet, auch der Supermarkt Tesco. Gegenüber wehen über der Imbissbude zwei deutsche Flaggen im Wind und im Aushang werden "Frikadellen" angeboten. Fort William ist perfekt auf Touristen eingestellt.
Der sprühfeine Nieselregen hält an, bis wir in Glenfinnan ankommen. Harry-Potter-Fans ist der Ort ein Begriff. Auf dem Eisenbahnviadukt verkehrt der Hogwarts-Express, der Harry zur Schule bringt.
Auf dem Hügel hinter dem Glenfinnan Visitor Center hat man einen guten Blick auf das Viadukt, den man sicher ausgiebiger genießen kann, wenn einem nicht das Wasser von Kinn und Nase rinnt.
Die Weiterreise ist unglaublich schön, nicht nur, weil wir trocken in der Villa sitzen. Der Regen hat sich verzogen, als wir zur Halbinsel Moidart fahren. Das einsame Hügelland ist weitgehend unberührt und vom Tourismus verschont geblieben. Wir fahren durch lichte Wäldchen und genießen wunderbare Ausblicke auf die Seenplatte und die raue Küste.
Das "Glenuig Inn" bietet Übernachtungsplätze für Camper und ein wunderbares, hausgemachtes Mittagessen. Wir können das "Seafood Chowder", eine dicke, cremige Suppe mit frischem Meeresgetier und das würzige Wild-Chili mit Reis empfehlen. Die Kinder haben Pasta mit Lachs, der vom Inn selbst erzeugt wird, probiert und loben das "Apple and Blackberry Crumble" mit hausgemachtem Vanilleeis.
Das Hundemädchen nutzt unseren Spaziergang, um die Schafherde am Inn von einer Weide auf die benachbarte zu treiben. Unglaublich! Abends sehen wir, dass den Job bereits ein Profi macht. Ein Border-Collie, der weit weniger ungestüm und mit einer gelassenen Routine die Tiere in ihr Nachtgatter, das neben unserem Stellplatz liegt, treibt. Stella, Stella ...
Den Rest des Nachmittags haben wir unsere Kinder nicht mehr gesehen. Die Felsen, die Weiden und die Bucht laden mit tausend Spielmöglichkeiten ein. Dicke graue Wolken hängen am Himmel, der schottische Wind bläht die Regenjacken auf und mit Gummistiefeln an den Füßen lässt es sich perfekt durchs Wasser waten. Sogar ihr Abendessen packen sie in einen Rucksack und ziehen mit dem Picknick auf die Felsen in der Bucht. Kind, was willst du mehr?
10. Reisetag. Montag, 10. August 2015. Von Glenuig nach Kilchoan, Ardnamurchan
48 Tageskilometer
Zunächst wechselhaft, dann Regen. 16 Grad
Übernachtung: Stellplatz im Weiler Kilchoan
Die Kinder bedauern, dass wir uns vom Brit-Stops-Platz verabschieden, sie wären gern noch länger geblieben. Bevor wir abfahren, wollen wir geräucherten Fisch im kleinen Laden in Glenuig kaufen und staunen nicht schlecht, als wir uns in deutscher Sprache verständigen können. Die Inhaberin Christine ist mit ihrem Mann und den beiden Kindern vor zehn Jahren aus Norddeutschland nach Schottland ausgewandert. Sie betreiben dort das „Ardshealach Smokehouse“ , in dem man sehr guten geräucherten Lachs, geräucherten Bacon und Käse kaufen kann. Die artgerechte Haltung und die handwerkliche Verarbeitung machen den Fisch zwar etwas teurer, dafür schmeckt er aber auch unnachahmlich gut.
Die Straße schlängelt sich wild durch die Landschaft und verengt sich bald zu „Single Track Roads“ mit schmalen Haltebuchten für den entgegenkommenden Verkehr. Oft haben wir auf dem Flickenteppich aus Teer nicht mehr Platz als unseren Radstand. Immer wieder passieren wir enge Viehgitter, die „cattle grids“, die verhindern, dass Schafe die Grenzen passieren. Das heisst nicht, dass die Blackface-Schafe hinter Weidezäunen kaserniert wären, sie nehmen selbstbewusst die schmalen geteerten Pfade in Beschlag und kommen einem mal als Gegenverkehr, mal als vorauslaufender Verkehrsteilnehmer unter.
Wilde Landschaft, rauer Stein, die grünen Hügel und Berge der Highlands und immer wieder spektakuläre Ausblicke auf die zerklüftete Küste machen die Straße zur einsamsten, die uns bisher in Schottland unterkam.
Im Weiler Kilchoan gibt es vor dem (einfachen) Campingplatz einen (noch einfacheren) Stellplatz für fünf Wohnmobile. Man kann die öffentlichen Duschen hinter dem kleinen Dorfladen nutzen, der nicht nur Einkaufsmöglichkeit für die Leute im Ort, sondern auch Infobörse und Gelegenheit für einen kleinen Ratsch ist. Man kommt schnell ins Gespräch!
Zum dritten Mal machen wir die Erfahrung, dass unsere deutsche Kreditkarte, diesmal in der Postfilliale des Supermarktes, nicht funktioniert und wir kein Bargeld abheben können.
Im Fischladen in Glenuig machte uns übrigens die Telefonleitung einen Strich durch die Rechnung. Es kam keine Verbindung zustande, das Bezahlen mit Karte war nicht möglich.
Von einem Spaziergang mit dem Hund entlang der schmalen Küstenstraße, die durch den Ort führt, kommen wir tropfend nass zurück. Im Ort gibt es leider kaum Möglichkeiten, die Gegend zu Fuß zu erkunden. Der Grund und der Zugang zum Meer sind abgezäunt oder durch dichten Bewuchs schwer zugänglich.
11. Reisetag. Dienstag, 11. August 2015. Von Kilchoan zum Ardnamurchan Point und zurück über Salen und Glenuig nach Mallaig
90 Tageskilometer
Wechselhaft, 16 Grad
Übernachtung: freie Übernachtung auf dem öffentlichen Parkplatz am Community Center, Nähe Fähranleger
Zum Ardnamurchan Point, dem westlichsten Festlandspunkt der britischen Insel führt ein einsames Sträßchen, das sich wild durch die Landschaft wirft. Die sehr schmalen Single Track Roads teilt man sich mit Blackface-Schafen und Galloway-Rindern.
Am Ende der -für den Fahrer wilden, für die Beifahrerin romantischen- Piste steht ein Leuchtturm einsam auf den Felsen. Die ehemaligen kleinen Unterkünfte der Leuchtturmwärter kann man übrigens als Ferienquartier mieten.
Fragt man uns, was wir auf unserer Schottland-Tour am meisten vermissen, wir antworten aus einem Mund: Brot! Bei mir kommt gleich nach dem Brot eine gepflegte Dusche. Auf den meisten Campingplätzen sind die Sanitäreinrichtungen sehr einfach, vor allem wenn man es in Relation zum Preis sieht.
Aber zurück zum Brot. Wir kommen durch den kleinen Ort Salen und lesen auf einem Schild vor dem B&B, dass es hier frischen Apfelkuchen und Brot geben soll. Welch Segen, diese Eingebung, diesen Stopp hat uns der Himmel beschert. Auf unser Klingeln öffnet Ellen und führt uns in den Frühstücksraum in dem es herrlich nach Apfelkuchen duftet und in einem Korb mehrere Laibe Brot mit Kruste (!!!) liegen, richtiges Brot!
Kneif mich mal!!!
Ellen hat die hohe Kunst der Brotbackens aus Deutschland mitgebracht. Sie lebt seit fünf Jahren mit ihrer Familie in Schottland und betreibt das B&B. Zum Abschied empiehlt sie uns zum Brot den Lachs aus der Räucherei in Glenuig, die eine befreundete Familie betreibt. Die Räucherei kennen wir schon werden auf der Weiterfahrt wieder an Glenuig vorbeikommen und ganz bestimmt eine Kaffeepause im Inn einlegen und bei der Gelegenheit den Kühlschrank mit Lachs auffüllen.
Zurück auf der Halbinsel Moidart steuern wir über ein schmales Sträßchen Dorlin mit dem Castle Tioram an. Der Loch Moidart erinnert hier fast schon an einen Fjord, man kann wunderbar spazieren und bei Ebbe ist das Castle, das auf einer winzigen Insel liegt und ehemals der Sitz des Clans MacDonalds of Clanranald war, zu Fuß zu erreichen. Die Kinder bedauern, dass man den Bau nicht auch von innen anschauen kann, aber die Ruine ist schon recht verfallen.
12. Reisetag. Mittwoch, 12. August 2015. Von Mallaig auf dem schottischen Festland mit der Autofähre auf die Isle of Skye
35 Tageskilometer
Auch heute wechselhaft, regnerisch. 16 Grad
Übernachtung: Sligachan Camp Site, Sligachan
Wir haben uns gestern nach einer Kaffeepause in Glenuig auf den Weg nach Mallaig gemacht. Leider waren an diesem Tag schon alle Fähren ausgebucht, aber für heute Früh haben wir eine Reservierung bekommen. In 30 Minuten erreicht man von Mallaig aus die Insel Skye.
Unseren ersten Stopp machen wir in Sligachan. Vom gegenüberliegenden Hotel und vom Campingplatz aus führen Wanderwege, die uns reizvoll erscheinen.
Den ersten Wanderversuch vom Campingplatz aus brechen wir nach 300 Metern ab. Der Weg ist nach den Regenfällen sehr morastig, das Wasser bildet "Pfützen", die schon eher kleine Seen sind, die man umlaufen muss und wir sind mit jedem Schritt bemüht, dass der Schmodder uns nicht die Schuhe schwappt. Wie Frau Hund aussieht, ist schlicht der Wahnsinn!
Aber zumindest regnet es gerade nicht und wir queren die (vielbefahrene) Straße, die Campingplatz und Hotel trennen und fädeln auf einen leicht ansteigenden Wanderweg gegenüber ein. Wir genießen die wunderbare Landschaft und die Natur und wären gern noch weiter gegangen. Das Wetter wechselt unvermittelt schnell und nach gut einer Stunde Gehzeit fallen die ersten Tropfen, so dass wir umkehren.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir mit mehr oder minder starkem Klopfen auf dem Dach der Villa drinnen.
Ja, man lernt hier in der Tat viele unterschiedliche Regenarten kennen. Den unerwarteten Wolkenbruch, der uns binnen weniger Minuten komplett durchnässt, den andauernden, steten gleichmäßigen Regen, der gern auch die ganze Nacht fällt, die dicken, weichen, satten Tropfen, die erst in Zeitlupe fallen und sich dann in Bindfäden verwandeln, den Sprühregen, den der Wind vor sich herträgt und der einen grauen Schleier vor die Welt legt.
Der Campingplatz läuft abends über, für Zelte ist genug Platz, aber etliche Camper werden abgewiesen, nachdem sie ihre Runde vergeblich über den Platz gedreht haben. Die Straße in unserem Rücken hören wir trotz Verkehr kaum mehr, denn der Regen trommelt stetig auf das Dach der Villa. Für irgendwas muss es ja gut sein!
13. Reisetag. Donnerstag, 13. August 2015. Von Sligachan nach Portree und weiter nach Edinbane (Isle of Skye)
30 Tageskilometer
Windig, sonnig (kein Regen!!!) 19 Grad
Übernachtung: Camping and Caravanning Club Site, Loch Greshornish, Edinbane (Camping and Caravanning Club)
Von Sligachan nach Portree ist es nur ein Katzensprung auf der gut ausgebauten Straße, die von Heideland gesäumt ist.
Portree ist ein reizender Fischerhafen mit gerade einmal 2050 Einwohner, die gefühlt zur Hälfte ein B&B oder ein Hotel betreiben. Die bunten Häuschen schmiegen sich malerisch in die Bucht und die schmalen Gassen sind allemal einen Besuch wert.
Die Kinder sind schnell auf dem Campingplatz verschwunden und spielen unten am Wasser, wo ein altes, verfallenes Boot liegt.
Wir haben übrigens gestern den letzten Stellplatz auf dem Campingplatz ergattert - es war eine gute Idee, telefonisch zu reservieren, der Camp-Site ist ausgebucht und wir freuen uns, dass wir auf Nachfrage sogar noch einen Platz am Wasser mit schöner Aussicht bekommen.
Und nachdem es mal nicht regnet, starte ich eine Waschmaschine in der gepflegten Laundry. Die Wäschespinne ist übrigens mit Erdnägeln festgezurrt und trotzt dem schottischen Wind, der die Jeans in Rekordgeschwindigkeit trocknet.
Unser (versprochener) Schottland-Tipp:
Wie kommen wir ins Internet? Bei der Ankunft in GB haben wir uns eine Prepaid-Karte mit Datentarif des Anbieters "Three" entschieden. Unserer Meinung nach ist das Preis-Leistungs-Verhältnis gut. Die Karte ist gültig für ein Jahr und hat ein Datenvolumen von 12 GB, alternativ sind auch Karten mit kleineren Volumina zu haben.
Die Karte kann wieder aufgeladen werden und kostet 72,99 Pound. Mit der Abdeckung haben wir bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Überall da, wo es einen vernünftigen Netzzugang gab, war auch die Geschwindigkeit mehr als ausreichend, um auch den Blog zu pflegen.
"Three" hat sich für uns schon in Schweden und Italien bewährt, was die landesweite Abdeckung und die Zuverlässigkeit angeht.
14. Reisetag. 14. August 2015. In Edinbane, Isle of Skye
Tagesausflug nach Dunvegan, 15 Kilometer
Wechselhaft, 18 Grad
Übernachtung: Camping and Caravanning Club Site, Loch Greshornish, Edinbane (Camping and Caravanning Club)
Wir haben unser Basiscamp hier in Edinbane aufgeschlagen und den Campingplatz heute Früh um eine Nacht verlängert, so dass wir über´s Wochenende bis Sonntag bleiben.
Die Kinder sind etwas schlapp vom Reisen und wünschen sich wenigstens für ein paar Tage am gleichen Fleck zu bleiben. Vor allem unser Sohn hat sich in den letzten Tagen über die "Schottland-Weltreise" beschwert. Dauernd rumfahren, das sei kein Urlaub! Der perfekte Urlaub spielt sich für ihn sowieso in Südtirol ab. Hinfahren, Villa auf den Campingplatz im Obstgarten stellen und bleiben, bleiben, bleiben. Ideal!
Kaum sind wir hier auf dem Platz, verschwinden die Kinder nach unten ans Wasser und spielen stundenlang in ihrem Boots-Gerippe, das vermutlich schon ziemlich lange auf dem Trockenen liegt und einen wunderbaren Spielplatz abgibt.
Außerdem sind die Duschen auf dem Platz gepflegt und sauber. Prima, wenn man die Kinder nicht nur im Wohnmobil duschen oder waschen will. In Sligachan haben wir uns in der Hinsicht nicht so wohl gefühlt.
Den Tag verbringen wir mit einem Ausflug nach Dunvegan. Im Ort gibt es die älteste Bäckerei auf Skye und das Brot kann sich sehen lassen. Auch ein paar Scones wandern ins Einkaufskörbchen und werden zum zweiten Frühstück verspeist. Heute morgen(!) hat sich meine charmante Reisegesellschaft übrigens Bacon&Eggs gemacht. Ein gewöhnungsbedürftiger Geruch um diese Uhrzeit, aber die drei scheinen ihren Spaß dran zu haben.
Ohne Unterbrechung ist das Dunvegan Castle seit 700 Jahren in der Hand des Clans MacLeod of MacLeod. Inzwischen regiert der 29. Chief des Clans über das Castle. Wunderlich, wie sie ihren Familiensitz nicht nur gegen die Lieblingsfeinde, die MacDonalds, verteidigen konnten, sondern über Jahrhunderte den Midgets trotzten. Die miesen schwarzen, fruchtfliegengroßen Biester lauern uns hier auf und wir freuen uns fast schon, als Nieselregen fällt. Den mögen die Viecher überhaupt nicht!
Zum Schloss gehört ein blühender Garten, der gegen Eintritt besichtigt werden kann. Unsere kleinen Fahrtenschreiber begeistern sich allerdings weniger für die Rhododendren und die Blumen, als für die Bootsausflüge, die man im Garten buchen kann.
Unterhalb des Castles kann man mit dem Boot zur einem halbstündigen Ausflug starten, der zu einer Robbenkolonie führt. Die Tiere haben jede Scheu verloren und kommen nah an die Ausflugsboote heran. Die Kinder fanden den Ausflug supergut!
Abends zieht ein großer Fischschwarm in die Bucht vor unserer Haustür. Der beschert nicht nur dem Angler auf gegenüberliegenden Ufer reiche Beute, er zieht auch unzählige Möwen an, die über dem Loch kreisen. Zwei Robben fischen sich in Sichtnähe ihr Abendessen und schauen immer wieder neugierig nach uns Zuschauern am Ufern. Die Sonne geht leuchtendorange unter und bringt die grünen Hügel zum Glühen.
Unser Schottland-Tipp: Bereits zu Hause haben wir über die Mitgliedschaft bei verschiedenen Caravan & Camping Clubs nachgedacht und sind im Nachhinein froh, dass wir es nicht im Voraus gebucht haben. Wir haben uns -entgegen unserer Absicht in Deutschland- doch für den "Camping and Caravanning Club" entschieden. Die Kombi mit "Brit Stops" ist super!
Wir sind dem Club auf dem Platz am Loch Lomond beigetreten und haben uns damit nicht nur die Versandgebühr nach Deutschland gespart, sondern konnten auch eine vorübergehende, günstigere Mitgliedschaft für nur drei Monate abschließen. Preis: 24 Pound.
Im Schnitt erhalten Clubmitglieder pro Nacht 6 Pound Rabatt. Für Familien gibt es attraktive Extra-Angebote. Interessant ist das auch für Familien, die mit einem Erwachsenen und Kindern reisen. Der Club gewährt günstigere Tarife als für 2 Erwachsene plus Kindern.
15. Reisetag. Samstag, 15. August 2015. In Edinbane, Isle of Skye
Tagesausflug, 60 Kilometer
Kurze Regenschauer, 17 Grad
Übernachtung: Camping and Caravanning Club Site, Loch Greshornish, Edinbane (Camping and Caravanning Club)
Morgens scheint die Sonne. Was für eine Wohltat. Für einen kurzen Moment erinnern wir uns an die Campingstühle und den Tisch, die seit zwei Wochen und über 2000 Kilomter in der Garage der Villa mitreisen und bisher nicht gebraucht wurden. Ein Frühstück oder eine Tasse Kaffee draußen wären schon mal schön gewesen ... oder ganz verwegen, vielleicht abends sogar mal Grillen können und ein Pint Ale aus einer der vielen kleinen Brauereien trinken, die es hier zuhauf gibt.
Bis zur Halbinsel Totternish ist es nicht weit. Die Felsnadel des Old Man of Storr ist schon weithin zu sehen. Vom Parkplatz aus -es empfiehlt sich möglichst früh zu kommen, sonst steht man in einiger Entfernung in der ellenlangen Autokolonne, die am Fahrbahnrand parkt- führt ein steiniger Pfad aufwärts. Immer wieder hat man traumhafte Blicke auf die Binnenseen Loch Fada und Loch Leathan und die umliegenden Felswände. Wir sind mit den Kindern gut eine Stunde zum Man of Storr unterwegs und der Aufstieg lohnt sich. Es ist traumhaft hier oben! Allerdings ist der Man of Storr alles andere als ein Geheimtipp, fast wie auf einer Ameisenstraße kommen uns Wanderer entgegen, als wir schon wieder auf dem Weg zum Parkplatz sind.
Weiter Richtung Uig in Kilmuir ist das "Skye Museum of Island Life". Eine interessante Ausstellung in sieben originalgetreu nachgebildeten Crofter-Häusern, die vom Leben und Arbeiten vor 100 Jahren auf der Insel erzählt. Absolut sehenswert! Außerdem gibt es zum kleinen Eintrittspreis (2,50 für Erwachsene, 0,50 Pound für Kinder) ein traumhaftes Panorama.
16. Reisetag. Sonntag, 16. August 2015. Von der Isle of Skye über die Skye Bridge auf das Festland, Stopover am Castle Eilean Donan und weiter zum Urquhart Castle, Loch Ness (Südliche Highlands)
220 Tageskilometer
Mit Regen beginnt, mit Sonnenschein endet der Tag. 10 bis 24 Grad Yes! Yes!! Yes!!!
Übernachtung: "Connage Highland Dairy", Ardesier bei Inverness, südliche Highlands (aus: Brit Stops 2015)
Die Isle of Skye verabschiedet uns so, wie sie uns begrüßt hat: es schüttet wie aus Kübeln und morgens ist es mit 10 Grad ziemlich kühl.
Das Wochenende über hatten wir ziemlich Glück mit dem Wetter. Es gab zwar immer wieder Schauer, aber wir konnten trotzdem einiges unternehmen und wenn wir unterwegs waren, hatte der Wettergott ein Einsehen. Regen und Wind darf man in Schottland aber nicht nur kritisch sehen, sie sind die beste Bio-Waffe gegen die nervigen Midges.
Durch unbesiedelte Heidelandschaft fahren wir bis zur Skye Bridge. Manchmal erinnert die Natur an eine karge Mondlandschaft und bisweilen denken wir auch an Sardinien. Was sich dort am Wegesrand als Macchia präsentiert, ist hier die Heide.
Am Castle Eilean Donan legen wir eine Mittagspause ein und wärmen uns mit Backerbsen-Suppe. Darüber, dass das im August und nicht im November gut tut, denkt man besser nicht nach.
Das Castle diente dem Film "Highlander" mit Sean Connery und Christopher Lambert als Kulisse. Wir verzichten darauf, es auch von innen anzuschauen, unser Ziel für unseren Sonntagsausflug ist das Urquhart Castle am Loch Ness.
Eigentlich haben wir Loch Ness eher den Kindern zuliebe angesteuert. Nessie stand auf ihrer Sightseeing-Wunschliste für Schottland ganz oben. Es wäre schade gewesen, wenn wir es verpasst hätten! Hat man auf dem Parkplatz erst mal ein Plätzchen ergattert -am Sonntagnachmittag sind wir nicht die einzigen, die auf die Idee kommen, Nessie einen Besuch abzustatten- kann man das Urquhart Castle besichtigen. Es gehört übrigens zu den Zielen, die im "Historic Scotland" enthalten sind. Der Pass hat sich allemal rentiert, einmal bezahlt hat man "freien" Einritt zu vielen lohnenswerten Zielen.
Für die Kinder gibt es ein Rätsel (in deutscher Sprache), das sie durch das Castle führt und den beiden großen Spaß macht. Zwei Guides erklären mit britisch schwarzem Humor amüsant den Gebrauch von mittelalterlichen Waffen. Wonderful!
Wir genießen nicht nur die Besichtigung des Castles, sondern auch die sommerlichen Temperaturen. Wir schälen uns aus Regen- und Fleecejacke - was für ein Gefühl, mal wieder im T-Shirt unterwegs zu sein!
Nach drei Tagen Campingplatz darf es heute Nacht gerne wieder etwas aus dem Brit Stops Verzeichnis sein. Wir finden im Dorf Ardersier bei Inverness eine nette Möglichkeit. Auf der Farm wird handgemachter Käse hergestellt und verkauft. Der Laden ist sonntags zwar geschlossen, Brit Stops Besucher sind dennoch herzlich Willkommen. Das nenne ich mal unkompliziert!
17. Reisetag. Montag, 17. August 2015. Von Ardesier, Inverness nach Findochty, Grampian Highlands
52 Tageskilometer
Sonnig, 23 Grad. An der Küste Nebel.
Übernachtung: „Findochty Caravan Park“, Findochty (Grampian Highlands)
Bevor wir vom Brit Stops Platz in Ardesier bei Inverness abfahren, kaufen wir in der „Connage Highland Dairy“ ein. Etliche Käse stammen aus eigener Produktion von der eigenen Herde, eine große Auswahl kommt aus Schottland und England und auch internationale Spezialitäten sind dabei. Wir entdecken sogar einen echten „Banon“ und sind für einen Moment an unsere Reise durch die Hochprovence erinnert. Banon hat neben dem guten Käse auch eine wunderschöne Buchhandlung, aber das ist ein anderes Kapitel in unserem Reisebuch.
Wir entwickeln uns zu wahren Brit Stop Fans, auch diese Nacht haben wir ruhig an einem schönen Flecken gestanden. Nette Kontakte und Gespräche gibt es obendrein.
Wir werden morgens von der Inhaberin der Käserei sehr freundlich begrüßt und auch unser Hundemädchen freut sich wie Bolle, als Tess, eine junge Labradorhündin, mitkommt und die beiden ihre wilden Runden auf der Wiese drehen.
Wieder einmal hören wir, dass der schottische Sommer in diesem Jahr extrem schlecht, kalt und regnerisch war. Aber heute genießen wir die Sonne!
Zwei Meilen vom Stellplatz entfernt liegt Fort George, die mächtigste britische Festungsanlage. Sie wurde nach der grausamen Schlacht von Culloden erbaut und sollte weitere Aufstände des schottischen Jakobitenclans verhindern.
Heute beherbergt die sehr gut erhaltene, imposante Anlage das „Regimental Museum of the Queen´s Own Highlanders“ mit einer Sammlung aus Armeebeständen der letzten 200 Jahre.
Im Fort gehören verschiedene Räume zur Ausstellung, darunter die Unterkünfte der Soldaten, aber auch ein Hundefriedhof und die Kapelle auf dessen Glasfenster ein dudelsackspielender Engel ist. Ein kleiner kleiner Teil der „Highlander“ ist heute noch im Fort George stationiert. Mit etwas Glück kann man in der Bucht Delfine beobachten!
Die Grampian Highlands sind eine landwirtschaftlich geprägte Region. Ackerbau und Viehzucht sind die Haupteinnahmequelle der Bevölkerung. Nicht verwunderlich, die grünen „Highlands“ entdeckt man in dieser Region nicht, wir fahren durch Wälder, an Kartoffeläckern und goldenen Getreidefeldern vorbei.
Als wir Findochty erreichen, wabert dichter Nebel vom Meer herauf. Erst denken wir an Staub oder dichten Rauch, der aus der Talssenke quillt.
Die menschenleeren, gespenstisch stillen Gassen im Ort wirken dadurch fast ein bisschen gruselig. Zwei Möwen, die tief und kreischend immer wieder über unseren Köpfe kreisen, machen die verlassen wirkende Szenerie perfekt.
In der Bucht liegt ein kleiner Campingplatz. Von dort führt ein schmaler Pfad die malerische Küste entlang. Im Laufe des Nachmittags verzieht sich der dichte Nebel und wir haben schöne Ausblicke auf die Bucht und auf das Wasser. An einigen Stellen weicht man besser nicht vom Weg ab, die Klippen fallen steil ab.
Die Kinder genießen ihren Spielplatz vor unserer Haustür am steinigen Strand und auf den Felsen. Dafür ist heute ein guter Tag, für morgen ist Regen angesagt.
Unser Schottland-Reisetipp: Was für uns als Versuch begann, hat sich im Verlauf der Reise bewährt. Das Brit Stops Verzeichnis listet in der aktuellen Auflage 2015 500 Gastgeber von Cornwall bis zu den Schottischen Highlands. In der 5. Auflage kamen 170 Anbieter dazu. Neuerdings sind auch „Irish Stops“ aufgelistet, so dass Brit Stops nun die ganzen britischen Inseln abdeckt.
Das Brit Stops Benutzerhandbuch ist recht übersichtlich mit großen Piktogrammen gestaltet und informiert über das Wesentliche, was Camper vor der Anreise wissen sollten und über die verfügbaren Services und Einrichtungen. Der Gastgeber bietet für 24 Stunden einen (kostenlosen) Stellplatz.
Wir schätzen an Brit Stops besonders die Unkompliziertheit und Kontakte, die sich auf den Plätzen ergeben. Die Palette der regional angebauten und vermarkteten Produkte ist vielfältig und es wanderte schon der ein oder andere Schatz in unseren Einkaufskorb. Guter handgemachter Käse, Eis aus eigener Herstellung, Wurst und Fleisch, Fisch oder Ale aus kleinen Hausbrauereien. Köstlich!
Das Konzept orientiert sich an „France Passion“, das in Frankreich seit 22 Jahren mit inzwischen 1800 Plätzen erfolgreich ist. Die kleine Schwester „Landvergnügen“ läuft in diesem Jahr in der zweiten Ausgabe in Deutschland. Eine schöne Idee, die sich hoffentlich etabliert.
Brit Stops 2015 kostet 27,50 Pound (zzgl. Versand) und ist für ein Jahr gültig.
18. Reistetag. Dienstag, 18. August 2015. Von Findochty, Grampian Highlands nach Dundee, Tayside.
200 Tageskilometer
14 Grad, Regen
Übernachtung: "The Speckled Hen", Tealing, Angus bei Dundee
Wenn Regentage Fahrtag sind, sind wir bald zu Hause! Seit heute Nacht schüttet es wie aus Eimern. Die Fahrt durch die Grampian Highlands war eine trostlose Veranstaltung. Graue Häuserreihen, grauer Himmel, grauer Asphalt auf der A96, die Richtung Süden bis Aberdeen führt. In Stonehaven essen wir etwas zu Mittag, ohne dass jedoch einer von uns Lust hätte, die Villa zu verlassen.
Wir fahren auf der A90 weiter bis Dundee. Mittlerweile ist es 15:00 Uhr geworden und die Kinder rutschen ungeduldig auf den Sitzen herum. Frau Hund ist die einzige, der der Regen nicht wirklich etwas ausmacht und die sich auf einen längeren Spaziergang bei Landregen freut.
Wir beziehen unser Quartier auf dem Hof "The Speckled Hen" in Tealing, Angus bei Dundee und werden vom Senior-Chef des Farmshops herzlich mit einem "Sorry for the weather" begrüßt, bevor er uns zeigt, wo wir Trinkwasser zapfen können und unser Grauwasser loswerden.
Der Rest des Tages ist schnell erzählt. Wir kaufen ein wenig Gemüse, Obst und Fleisch im Hofladen ein, lesen, kochen, essen und checken den Wetterbericht. Für die nächsten Tage stand Wandern im Glen Clova in der Angus Region auf unserem Programm. Leute, das sieht nicht gut aus!
19. Reisetag. Mittwoch, 19. August 2015. Von Tealing bei Dundee, Angus nach Clova (Cairngorms National Park) und später nach Lintrathen bei Kirriemuir, Angus
70 Tageskilometer
Leicht bewölkt, meist sonnig, 23 Grad
Übernachtung: „Peel Farm“, Lintrathen bei Kirriemuir, Angus (aus: Brit Stops 2015)
Unglaublich, morgens strahlt die Sonne in der Angus-Region! Gestern hatten wir im schottischen „heavy rain“ die Wanderung im Glen Clova schon aufgegeben, aber heute spricht alles dafür, die Sache anzugehen.
Schnell sind unsere sieben Sachen auf dem Stellplatz der Farm gepackt, das Grauwasser und die Chemietoilette entsorgt und Frischwasser gebunkert.
Bis zum kleinen Weiler Clova fährt man durch nette Ortschaften und herrliche, grüne Natur. Ein schottisches Schmuckkästchen! Schon die Anfahrt auf der schmalen Straße ist ein Genuss. Man fährt besser langsam, hier gibt es Unmengen verkehrsuntaugliche Dünenschnabelvögel (nein, wir sind nicht unter die Ornithologen geraten, den Namen für die in Scharen aufgeregt am Straßenrand hüpfenden Vögel haben wir im Reiseführer gefunden) und Wachteln, Kaninchen und Fasane.
Aus dem Cairngorms National Park ragen sechs Täler wie Finger in die Angus-Region hinein. Wir entscheiden uns für Glen Clova und eine Wanderung zum Hochlandsee Loch Brandy auf 410 Metern Höhe. Der Anstieg dauert knapp 90 Minuten und bietet herrliche Ausblicke auf das Clova-Tal und die Seen. Das grüne Weideland lässt man bald hinter sich, der Untergrund wird steinig, dazwischen leuchten purpurfarben Erikabüsche in der Sonne.
Unseren wohlverdienten Nachmittagskaffee und leckere Scones mit Jam genießen wir auf der Peel-Farm. Im Farmshop gibt es frisches Obst und Fleisch, aber auch hübschen, englischen Krimskrams und
Geschenke. Wir sind von der Vielfalt der Brit Stops wieder einmal überrascht und auch diesmal mehr als zufrieden mit unserem Nachtquartier. Wer stört sich nach so einem Tag schon am schottischen
Regen, der abends auf unser Dach prasselt?
20. Reisetag. Donnerstag, 20. August 2015. Von Kirriemuir nach Edinburgh.
120 Tageskilometer
Sonnig, 23 Grad
Übernachtung: Drummohr Camping Park, Musselburgh bei Edinburgh
Früh um 5 weckt uns der Hofgockel. Wir hatten ja schon Schafe, Schweine und Rinder als Nachbarn in unseren Nachtquartieren auf dem Land, aber der Hahn ist schon mit Abstand der lauteste!
An Schlaf ist nicht mehr zu denken, so kriechen wir recht früh aus dem Alkoven, machen uns Kaffee und finden es dann gar nicht so schlecht etwas eher auf den Beinen zu sein. Heute wollen wir noch ein gutes Stück Weg zurücklegen, wir fahren nach Edinburgh.
Bei Kirriemuir ist die Landschaft hügelig und üppig. Wir kommen auf manchmal einspurigen Straßen an Seen, Weizenfeldern und Äckern vorbei und immer wieder fahren wir durch dichte, grüne Laubwälder. Vor uns schaukelt ein Schulbus über Land und sammelt an Gehöften und Weilern Kinder in Schuluniformen ein.
Uns hat die Ruhe der Angus-Region sehr gefallen. Wie schön, dass das Wetter letztendlich dann doch gepasst hat und wir die Wanderung im Glen Clova machen konnten. Das war sicher eines der schönsten Ereignisse in Schottland!
Auf Edinburgh haben wir uns sehr gefreut, sind nach dem Besuch aber enttäuscht. Eigentlich sollten einem nach einem Stadtbesuch die Füße weh tun und nicht die Ohren. Ich kann mich nicht erinnern, in Europa jemals eine so laute und aufdringliche Stadt besucht zu haben.
In der Stadt ist "Festival", das heißt, wir werden in einem Pulk Menschen durch die Gassen geschoben. Auf jedem Meter werden uns lautstark Zettelchen mit Werbung für Shows und irgendeinen Schmarren aufgedrängt und dazwischen stehen unzählige "Living Dolls" in allen erdenklichen, mehr oder minder scheußlichen, Maskeraden.
Der Krach entsteht durch Lautsprecher und Lautschreier. Sinnlos, sich in normaler Lautstärke zu unterhalten. Wir plärren uns eine Weile in die Ohren und verzichten dann ganz auf Gespräche. Das Weltkulturerbe Edinburgh versinkt im Remmidemmi.
Die Kinder haben das Spektakel bald satt, und nach dem obligatorischen Besuch des Castle und Fish & Chips, die sich unsere Tochter wünscht, sind wir bald wieder an der Bushaltestelle und zurück auf dem Weg zum Campingplatz. Vielleicht hätten wir gewarnt sein müssen, erst der dritte Campingplatz bot uns einen Platz (für eine Nacht) an. Edinburgh im August - nichts für uns!
21. Reisetag. Freitag, 21. August 2015. Von Edinburgh nach Melrose und Jedburgh
75 Tageskilometer
Alles drin. Sonne, Wolken, Sprühregen bei 22 Grad
Übernachtung: Jedburgh Camping and Caravanning Club Site, Jedburgh (Camping and Caravanning Club)
Die Lowlands liegen gleich unterhalb Edinburgh im äußersten Südosten Schottlands. Der Kontrast zur Hauptstadt könnte nicht größer sein. Wir fahren durch eine stille Region mit grünen Hügeln und goldenen Feldern. Für "romantische" Ausflüge stehen Single-Road-Tracks zur Verfügung, die -wie zwischen Hawick und Bonchester Bridge- über Meilen keine Ausweichmöglichkeiten haben. Als Bonus Track gibt es für den Fahrer erst einen steilen Anstieg, dann -wo man rauffährt, muss man irgendwann auch wieder runter- ein beachtliches Gefälle.
Melrose ist ein hübscher Ort mit kleinen Geschäften und einem netten Marktplatz.
Bekannt ist Melrose allerdings für die Melrose Abbey. Die gotische Abtei wurde vom 12. bis ins 14. Jahrhundert erbaut und hat eine wechselvolle Geschichte mit Plünderungen und Zerstörung hinter sich.
Nach alten Überlieferungen wurde das Herz von König Robert the Bruce im Zisterzienserkloster bestattet. Bei Arbeiten in der Abtei wurde im Jahr 1996 tatsächlich ein entsprechendes Behältnis gefunden.
Hingucker in der altehrwürdigen Abtei ist ein dudelsackspielendes Schwein als Wasserspeier an der Außenmauer.
Übrigens haben wir heute auf der Suche nach unserem Nachtquartier ein für Familien nicht optimales und ein unschönes Beispiel für Brit Stops entdeckt.
Der Stellplatz auf dem Parkplatz in der Victoria Road in Hawick hat uns nicht so gut gefallen. Wenn man spät ankommt, passt das vielleicht, aber für einen längeren Stopp mit Kindern ist der funktionale Platz nicht sonderlich geeignet. Wir wurden übrigens auch hier sehr freundlich begrüßt und auf die Toiletten und die Entsorgungsmöglichkeiten hingewiesen. Samstags ist Markt, so dass man nicht an der ausgewiesenen Fläche für WoMos am Fluss stehen kann, sondern in die Nähe der Straße ausweichen muss. Im Ort selbst haben wir viele Geschäfte mit Wollstrickwaren gesehen.
Ganz unpassend fanden wir den nur wenige Kilometer entfernten Platz in Bonchester Bridge bei Hawick. Das "Horse and Hound Country Inn" bietet zwei Plätze im engen Hinterhof zwischen Mülltonnen und dem Abluftventilator der Küche.
Die Nacht verbringen wir schließlich auf dem Campingplatz in Jedburgh. Der Platz ist übrigens so gut wie ausgebucht. Selbst 30 Meilen von Edinburgh entfernt wirft das Festival seine Schatten.
Unser Schottland-Reisetipp: Schottland hat fünf große Banken, die ihre eigenen Banknoten drucken. Es ist natürlich kein Problem, in Schottland mit englischen Pfund zu bezahlen, das Rückgeld wird jedoch in schottischer Währung herausgegeben. Es empfiehlt sich vor dem Verlassen von Schottland die schottischen Banknoten auszugeben. Sie gelten zwar in ganz Großbritannien, werden aber nicht in allen englischen Geschäften reibungslos akzeptiert.
22. Reisetag. Samstag, 22. August 2015. Von Jedburgh, schottische Borders nach Linton, West Yorkshire (England)
250 Tageskilometer
Sonnig, bewölkt, Sprühregen, abends Gewitter bei 22 Grad
Übernachtung: "Windmill Inn", Linton, West Yorkshire (aus Brit Stops 2015)
Jedburgh vesprüht mit seinen verwinkelten Gassen und den kleinen Häuschen Mittelalterflair. Im überschaubaren Ort, der gerade einmal 4200 Einwohner zählt, ist man zu Fuß gut unterwegs. Sehenswert ist das "Queen Mary of Scots House", das ausschließlich von der Geschichte Maria Stuarts erzählt und ihr als Herberge diente. Zu sehen sind Möbel, Messkelche und ein Fetzen aus dem Kleid, das sie bei ihrer Enthauptung getragen haben soll. In der sehenswerten Ausstellung befindet sich auch Queen Mary´s Totenmaske. Der Eintritt ist übrigens kostenfrei!
Wer gern auf schaurigen Pfaden wandert, kann sich nur einen Katzensprung entfernt im "Castle Jail Museum" umsehen. Die Ausstellung beschreibt die Zustände in einem Gefängnis des 19. Jahrhunderts,
das damals als modern und fortschrittlich galt. Auch hier ist der Eintritt frei!
Nicht versäumen sollte man in Jedburgh die "Jedburgh Abbey". Mit dem Bau des Augustinerklosters wurde im 12. Jahrhundert begonnen, die Bauarbeiten sollten sich über 150 Jahre hinziehen. Im Inneren der Ruine spürt man auch heute noch die Pracht und Strahlkraft des romanischen und gotischen Baus. Audio-Guides (auch in deutscher Sprache und für Mitglieder von "Historic Scotland" ebenso wie der Eintritt kostenfrei) informieren über die Entstehungsgeschichte und das Leben und den Alltag der Augustiner in der Abtei.
Übrigens kann man sein WoMo auf dem Parkplatz beim Tourist-Center kostenlos parken und kommt bequem zu Fuß zu allen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Im Gegensatz zum wenig entfernten ersten Parkplatz steht hier kein "No Overnight Parking" Schild. Die Möglichkeit haben auch einige WoMos zur freien Übernachtung genutzt.
Den Nachmittag verbringen wir auf der A1 und freuen uns, dass kaum Verkehr von Nord nach Süd rollt. Wir überqueren die Grenze von Schottland, winken etwas traurig in die Borders zurück und lassen uns von England willkommen heißen.
Der Samstag Abend verläuft so, wie ein Samstag Abend in Yorkshire verlaufen soll. Wir sind in Linton in einem urigen, traditionellen Country-Pub. Einheimische sitzen bei einem Pint Ale oder Cider am Tresen, so wie sie es vermutlich schon dreißig Jahre lang samstags tun. Die gemütliche, verwinkelte Gaststube ist gut gefüllt, das Publikum bunt. Nebenan findet eine Hochzeit statt. Die Einrichtung ist behaglich überladen mit viel Holz, Teppichen und Kissen.
23. Reisetag.. Sonntag, 23. August 2015. Von Linton, West Yorkshire zur Küste „The Wash“, Norfolk
220 Tageskilometer
Zunächst sonnig, später Regen. 24 Grad
Übernachtung: „The Lifeboat Inn“, Thornham, Norfolk (aus: Brit Stops 2015)
Zwischen Ferienhaussiedlungen, Campingplätzen und dem regen Treiben an der Küste findet man ein Naturreservat, das bei Vogelkundlern recht beliebt ist. Mit Ferngläsern und Fotoapparaten, deren Objektive lang wie Ärmel sind, lassen sich in geschützter Umgebung nicht,nur Vögel beobachten, der Strand und das Wasser sind wunderbar!
Wir verbringen einen ruhigen Tag an der Küste, die man „The Wash“ nennt.
Auf dem Parkplatz entrichten wir 5 Pfund Parkgebühr, die in die Arbeit des Naturschutzes fließen und wandern eine Meile lang bis zum Strand. Für die Kinder gibt es viel zu entdecken. Ein Käferhotel kann gebaut werden, eine Froschwiese ist angelegt, aber am meisten freuen wir uns über die warme Sonne, den lauen Wind, der die Haar zerzaust und den nassen Sand unter den nackten Füßen.
Nur drei Autominuten entfernt liegt das „Lifeboat Inn“ in Thornham. Zum ruhigen Stellplatz bekommt man am Tresen eine Ale-Empfehlung vom einheimischen Kenner und nach einem Probeschluck ein Pint "Where" eingeschenkt. Nette Gespräche inklusive!
24. Reisetag. Montag, 24. August 2015. Von Thornham, Norfolk („The Wash“) nach Folkestone, Kent
270 Tageskilometer
Zunächst sonnig, später Regen. 22 Grad
Übernachtung: „Folkestone Camping and Caravanning Club Site“, Folkestone (Camping and Caravanning Club)
Von unserem Stellplatz aus gehen wir morgens mit dem Hundemädchen und entdecken kaum eine Meile entfernt Boote, die in trockenen Kanälen liegen. In einiger Entfernung liegt das Meer, das sich bei Ebbe zurückgezogen hat. Auf dem unbeschrankten Parkplatz ist genug Platz für die Villa und so verbringen wir den sonnigen Vormittag hier mit Sack und Pack.
Schon mittags ziehen wie aus dem Nichts dunkle Wolken auf und auf unserer Fahrt Richtung Süden schüttet es wieder einmal wie aus Kübeln. Schnell sind wir uns einig, dass wir nicht noch einen
Zwischenstopp einlegen werden, sondern bis Folkestone fahren. Um London herum staut es sich, aber wir meckern nicht – diesmal sind wir auf dem Äußeren Ring, fern der City, geblieben. Good job,
Thomas!
In Folkestone legt der Regen eine Pause ein, wir gehen am Strand entlang und sehen die Schiffe, die durch den Ärmelkanal nach Frankreich schippern. Unser letzter Abend auf britischem Boden!
Wir sind froh, die Zeit in Großbritannien ohne größere Schäden hingekriegt zu haben. Die schmalen single track roads waren manchmal schon eine Herausforderung. Gut gemacht, Thomas!
Uns sind übrigens drei WoMos begegnet, alle mit deutschem Kennzeichen, die den rechten Aussenspiegel verloren hatten. Das ist besonders bei Linksverkehr doof. Die Auffahrt auf Schnellstraßen und Autobahnen wird zum Nervenkitzel und der Beifahrer hat am Ende der Reise einen Schiefhals.
Am letzten Morgen auf englischem Boden hat es uns dann doch noch erwischt. Das geht auf meine Kappe! Kennt ihr die Entsorgungsstationen für Grauwasser, an denen man eine Klappe öffnen muss und darunter tut sich ein offener Abfluss auf? Ich mag sie nicht!
Ich achte noch darauf, dass das linke Vorderrad beim Rückwärtsfahren nicht in diesen Höllenschlund stürzt, als das rechte Rad über die Klappe fährt und -Himmel!- die Klappe nach oben drückt. Passgenau unter den Radkasten! Die vordere Stossstange hat sich etwas aus der Verankerung gelöst. Nur gut, dass kein größerer Schaden entstand und unsere Abfahrt in der Früh zum Eurotunnel dennoch geklappt hat!
25. Reisetag. Dienstag, 25. August 2015. Von Folkestone durch den Eurotunnel nach Calais und weiter bis Lösnich an der Mosel
480 Tageskilometer
Wolkenfelder, sonnig bei bis zu 25 Grad
Übernachtung: Wohnmobilstellplatz Lösnich an der Mosel
Liest man die Tageskilometerleistung, die wir heute hingelegt haben, hat sich die Frage nach den Ereignissen dieses Tages schon erübrigt. Wir sind die meiste Zeit über mit Fahren beschäftigt, die Kinder hören Hörbücher und gucken Sams auf dem Ipad.
Kleine Zwischenstopps mit Fahrerwechseln entlasten, und so kommen wir durch Frankreich, Belgien und passieren die deutsche Grenze.
Unser Navi berechnet die Entfernungen nicht mehr in Meilen, sondern in Kilometern, unsere Uhren zeigen wieder mitteleuropäische Sommerzeit und wir fahren auf der rechten Fahrbahnseite.
In Bitburg -nein, wir kaufen kein Bier, sondern gutes Brot, Wurst und zwei große Eis in der Eisdiele für die Kinder- machen wir den letzten Halt, bevor wir den lauen Sommerabend an der Mosel ausklingen lassen.
Bei einem Glas Moselwein sitzen wir vor dem Wohnmobil (tatsächlich, der Tisch kommt nach 4000 Reisekilometern zum ersten Mal zum Einsatz, die Stühle hatten zumindest schon ein kurzes Intermezzo an der frischen, schottischen Luft) mit Blick auf die Weinberge und die Mosel. Ab und an schippert ein Schiffchen vorbei. Was für ein entspannter, unspektakulärer Sommerabend, der der ganzen Crew gut tut!
26. Reisetag. Mittwoch, 26. August 2015. In Lösnich an der Mosel
Null Tageskilometer
Sonnig, 28 Grad
Übernachtung: Wohnmobilstellplatz Lösnich an der Mosel
Nein, keinen von uns zieht es weiter. Wir haben die letzten Tage viele, viele Kilomter zurückgelegt. Die Pause in Lösnich tut allen gut. Die Sonne strahlt schon zum Frühstück von einem wolkenlosen Himmel. Wir genießen es!
In der Fahrtenschreiberredaktion gibt es noch das ein oder andere zu tun. Fotos sichten, die Tagebucheinträge der letzten Tage kopieren und unser Reisetagebuch damit füllen. Wir hatten die letzten Tage nicht immer Zugang zum Internet.
Im Schlafanzug rumbummeln, ausgiebig draußen frühstücken und ein kleiner Spaziergang in den Ort sind uns genug Tagesprogramm. Im Ort gibt es außer einer Kirche, dem Tante-Emma-Laden-Bäcker und kleineren Weingütern nicht viel zu sehen. Beim Winzer Simon wandern ein paar Flaschen Moselwein in unser Einkaufskörbchen.
Und da sind auch noch die kleinen, typischen Dinge, die das Camperleben ausmachen. Abspülen ist für uns ein echtes Urlaubserlebnis. Echt, ich meins ernst! Nicht so hoppihoppi den Geschirrspüler füllen, sondern echt mal Zeit und Muße haben, einen Teller in der Hand zu drehen, ihn tropfend auf ein Geschirrtuch zu stellen und dann wandert er in zwei Kinderhände, die mit dem Geschirrtuch warten. Okay, okay, bei uns ist auch nicht jeden Tag Bullerbü, aber meistens warten zwei Kinderhände drauf, mit anpacken zu dürfen.
Echt kontemplativ, wer vier Wochen abgespült und -getrocknet hat, spart sich den Yogakurs an der VHS fürs nächste Semester. Versprochen!
Unser anspruchsloses Dasein im Campingstuhl an der Mosel scheint für unseren Nachbarn auf dem Stellplatz nicht leicht auszuhalten zu sein. Wir werden mit gut gemeinten Hinweisen auf schöne Wanderwege und spannende Geocaches versorgt. Sorry, wir sind sowas von satt von fast vier Wochen Reisen. Uns ist ein Zwetschgenkuchen in der Sonne und abends Highland-Beef vom Grill gerade recht für einen erfüllten Tag.
27. Reisetag. Donnerstag, 27. August 2015. Von Lösnich an der Mosel nach Nussloch, Baden Württemberg
200 Tageskilometer
In Lösnich morgens Regen, in Nussloch sonnig bei 30 Grad
Übernachtung: Ziegenkäsehof Nussloch (aus: Landvergnügen 2015)
Guck mal raus, da sind ja Ziegen! Auf dem Nusslocher Ziegenhof wohnen wir heute neben einer Ziegenherde. Stefanie Schott begrüßt uns freundlich und lädt die Kinder zu einem Besuch im Ziegenstall ein. Wir fühlen uns heimisch, ein echtes Landvergnügen eben!
Im Hofladen gibt es feinen, hausgemachten Ziegenkäse und es fällt bei der schönen Auswahl schwer, den Kühlschrank der Villa nicht proppenvoll mit den Leckereien zu packen. Joghurt, Quark, Käse und sogar Ziegeneis findet man im Laden. Für uns nach fast vier Wochen Labberbrot in Großbritannien das Krönchen: ein dunkler, knuspriger Frankenlaib und frisches Brot mit Birne und Walnüssen.
Eine perfekte Kombi mit dem Riesling von der Mosel und für die passende Kulisse sorgen die neugierig in unser Wohnzimmer luschernden Ziegen. Kinder, wir haben´s gut!
28. Reisetag. Freitag, 28. August 2015. Von Nussloch an den Altmühlsee bei Muhr
175 Tageskilometer
In Nussloch Regen, nachmittags sonnig bei 28 Grad
Übernachtung: Wohnmobilstellplatz am Altmühlsee, Muhr am See
Komisch, sind wir das? Liegt das an uns?
An der Mosel strahlte die Sonne vom Himmel. Bis zu unserer Abreise am Morgen, da regnete es. Und das nicht wenig.
In Nussloch war es gestern am Nachmittag so heiß, dass sich die Kinder nach dem Freibad sehnten und sich mit einem winzigen Wasserlauf und einer umso größeren Portion Haselnuss-Ziegeneis trösten liessen. Morgens -ihr ahnt es- ist der Himmel grau und wolkenverhangen und auf dem Dach der Villa hören wir dieses bestens vertraute Geräusch: es regnet! Regen scheint eins der größeren Themen auf unserer Sommerreise 2015 zu sein.
Wir ziehen ein Stück weiter Richtung Süden und freuen uns, dass der Wetterbericht für die Altmühl-Region Sonne verspricht. Das liegt auf unserer Route!
Am Altmühlsee lockert die Bewölkung tatsächlich zunehmend auf und die Sonne lässt sich sehen. Manchmal irrt man sich gern. Kein Regen in Sicht!
Zum krönenden Abschluss unserer Reise stürzen sich die Kinder in die Fluten des Altmühlsees, lassen sich Pommes mit ordentlich Ketchup schmecken und schlecken Eis. Ohne Zweifel, wir haben Sommerferien!
29. Reisetag. Samstag, 29. August 2015. Am Altmühlsee, Muhr am See
0 Tageskilometer
Sonnig, 34 Grad
Übernachtung: Wohnmobilstellplatz am Altmühlsee, Muhr am See
Der Sommer gibt nochmal alles! Fein, dass das Hoch auf ein Wochenende fällt und die Rückreise von unserer GB-Tour ins Stocken geraten darf.
In der Villa sind genug Vorräte, um in die Verlängerung zu gehen. Der Wassertank ist voll, der Grauwassertank geleert.
Das Mückenschutzmittel tauscht mit der Sonnencreme den Platz im Regal und hinten im Schrank liegen unserer Badeklamotten. Ein Griff genügt!
Wir haben das Gefühl, nirgendwo besser aufgehoben zu sein, als hier am Altmühlsee. Die Kinder genießen den Sandstrand und das warme Wasser und drehen mit Papa eine Runde im Tretboot.
Übernachten kann man hier am Altmühlsee nicht nur auf dem Wohnmobilstellplatz (ohne V&E), sondern auch auf einem Familienzeltplatz, der gut gefüllt ist und sehr gemütlich aussieht.
Auf dem WoMo-Stellplatz sind übrigens auch Wohnwagen "geduldet". Allerdings, so erzählt unser Nachbar, müsse er den Tarif zweimal
bezahlen: für´s Auto und für den Wohnwagen. So ganz verstehen wir die Trennung zwischen WoWa und WoMo auf Stellplätzen nicht.
Wir sitzen abends draußen vor der Villa. Es gibt Campingnudeln mit getrockneten Tomaten und Knoblauch auf Campingstühlen am Campingtisch. Die Luft ist lau und wir gucken bei Kerzenlicht nach den Sternen. Haben wir es schon mal gesagt? Wir lieben Camping!
30. und letzter Reisetag. Sonntag, 30. August 2015. Von Muhr am Altmühlsee nach Neusäß
100 Tageskilometer
Sonnig, 34 Grad
Da sind wir also wieder! Mit einem dicken Sack voll schmutziger Wäsche und noch mehr lebendigen Erinnerungen kommen wir in Neusäß an. Wie wir vom Reisemodus wieder auf sesshaft umschalten sollen, wissen wir auch nicht so genau. Schottland hat mit seiner unglaublichen Fülle an Natur und Kultur einen tiefen Eindruck bei uns hinterlassen.
Nun dreht die Waschmaschine ihre Runden und wir hängen unseren Gedanken nach. Die Fahrt durch die Highlands war ein grandioses Erlebnis. Die Wanderungen zum Old Man of Storr und bei Glen Clova waren herrlich. Die Isle of Skye gehört sicher auch zu Schottlands Perlen. Wenn auch der Grund für die dünne Besiedelung ein trauriger ist, die "Clearances" hinterlassen bis heute tiefe Riefen bei Land und Leuten. Wir haben unsere Kinder nach ihren Schottland-Favoriten gefragt. Unser zauberhaftes Fräulein Fahrtenschreiber fand Stirling Castle top. Der kleine Held hat Fort George zur Nummer eins seiner Schottland-Erlebnisse gekürt.
Die unkomplizierte, freundiche und humorvolle Art der Briten hat uns gut gefallen. Oft ergaben sich nette Gespräche. Mit Brit Stops erlebten wir nicht nur Orte, an die wir als Touristen sicher nicht gekommen wären, sondern hatten interessante Kontakte mit den Menschen. Eine tolle Idee, sie sich mit dem Landvergnügen hoffentlich auch in Deutschland etabliert.
Die Kombi Brit Stops und die Mitgliedschaft im "Camping und Caravanning Club" hat sich für uns bewährt. Der preisliche Nachlass für Mitglieder auf den Campingplätzen ist bei einem längeren Aufenthalt interessant. Die Plätze des Clubs hoben sich tatsächlich bezüglich Freundlichkeit der Betreiber und Sauberkeit der Sanitäranlagen von anderen Campingplätzen deutlich ab.
Plant man überwiegend Übernachtungen auf Campingplätzen und bleibt längere Zeit im Land, lohnt sicher zusätzlich die Mitgliedschaft im "Caravan Club". Welcher letztendlich der bessere ist, entscheidet sich an der Reiseroute und der Verteilung der Club-Plätze. Für uns war es auf dieser Tour der "Camping und Caravanning Club".
Und wenn wir schon beim Thema Memberships sind: unser klare Empfehlung für Schottlandreisende ist "Historic Scotland". Hat man an der Kasse einmal in den Bezahlapfel gebissen, hat man wochenlang das Gefühl, freien Eintritt zu haben und schwingt sich zu der ein oder anderen Sightseeing-Tour auf, die man sonst vielleicht nicht gestartet hätte. Zu sehen gibt es viel, und die Preise sind (vor allem für Familien) recht hoch.
Die Fahrt unter dem Ärmelkanal hindurch via Eurotunnel ist unkompliziert und vor allem für Haustiere an Bord absolut stressfrei. Bei der Einreise durften wir den Chip unseres Hundemädchens selbst auslesen, bei der Ausreise sind keine Auflagen für Haustiere mehr zu erfüllen.
Ein beklemmender Eindruck wird von Calais bleiben. Rollenweise Nato-Draht an jeder Brücke, jedem Zaun, jedem Übergang zu Le Shuttle. Calais erlangt mit der Situation der Flüchtlinge stellvertretend für Europa traurige Berühmtheit.
In punkto Reiseführer hätten wir uns etwas mehr gewünscht.
Wir hatten Schottland aus dem Michael Müller Verlag an Bord. Er bietet eine gute Übersicht was Orte und Regionen angeht, allerdings wurden in der Neuauflage 2014 einige Daten nicht aktualisiert. Die wunderbare Fischräucherei in Glenuig ist längst schon unter anderer Leitung, die angegebene Telefonnummer des Campingplatzes in Sligachan gehört zum Hotel. Seit Jahren versuchen deutsche Anrufer im Hotel einen Wohnmobilstellplatz zu buchen.
Ein Wohnmobil-Reiseführer für Schottland wäre als Ergänzung gut gewesen. Mit dem Wohnmobil-Tourguide Reise Know-How haben wir schon in anderen Regionen gute Erfahrungen gemacht. Vielleicht schließt der Verlag seine Schottland-Lücke?
Überrascht waren wir von den vielen Touristen. In Edinburgh und Stirling rechnet man damit, aber auch auf Wanderwegen hat man nie das Gefühl alleine zu sein. Wer davon träumt, einsam in den Highlands zu wandern oder auf den Inneren Hebriden eine stille Zeit zu verbringen, wird das im August nicht erleben.
Eine ausgesprochen ruhige und schöne Zeit erlebten wir übrigens bei Glenuig und Kilchoan. Der Tourismus hat diese Region (noch?) nicht entdeckt. So manches Mal hatten wir dort das Gefühl, Schottland ursprünglich und echt zu erleben.
Gutes Essen und Großbritannien erwähnt man nicht unbedingt in einem Atemzug. Das Angebot ist groß, zu bekommen ist in den Supermärkten alles. Qualitativ die besten Erfahrungen
haben wir mit Hofläden und regionalen Erzeugern gemacht. Da war so manches Mal ein echter Leckerbissen dabei!
Das Preisniveau ist in Großbritannien eher hoch. Verstärkt wird das durch den schlechten Umtauschkurs. Für den Liter Diesel berappt man derzeit umgerechnet 1,59 Euro (in D 1,10 Euro). Die Urlaubskasse schonen die empfehlenswerten Bit Stops Plätze und selbst gekochte Mahlzeiten an Bord.
Schottland ist für Familien ein wunderbares Reiseland. Wir haben uns sehr wohl gefühlt! Die Kinder hatten viele Möglichkeiten ihren Bewegungs- und Spieldrang draußen auszuleben, von den mittelalterlichen Gemäuern waren sie schlichtweg begeistert. Das beflügelt so manche Phantasie!
Unser Hund war auf allen Camping- und Stellplätzen willkommen. Interessant, dass Frau Hund bis auf eine Ausnahme bei Edinburgh auf den Plätzen kostenlos logiert hat. Auch nicht schlecht!
Wir haben uns von Schottland keinen Badeurlaub erwartet. Das Wetter war manchmal schon eine Herausforderung und ehrlich gesagt unterirdisch. Kaum ein Tag, an dem es nicht in irgendeiner Form geregnet oder gestürmt hätte. Kinderschuhe, in die der Matsch oben reinlief, Hundebeine, die bis zum Bauch olivbraun gefärbt waren und triefende Klamotten mussten immer wieder mal an Bord geputzt und getrocknet werden.
Unsere Erfahrungen sind eher schottlanduntypisch. Einheimische haben immer wieder betont, dass dieses Frühjahr und der Sommer ausgesprochen schlecht waren. Eure Reise nach Schottland wird sicher supisonnigschön ;-)
Die Äußeren Hebriden haben wir aufgrund der Wetterprognose und auch des Zeitfaktors nicht mehr angefahren. Wieder einmal bewahrheitet sich unser Tipp für alle, die mit Kindern fahren: leg dir einen Tourplan zurecht, streich es um die Hälfte! Das ist das, was Familienzeit im Wohnmobil für uns so attraktiv macht.
Wir erleben und erfahren große Flexibilität und haben unser Zuhause trotzdem dabei. Eine Reise, die sich an uns und unseren Bedürfnissen orientiert und nicht umgekehrt. Das ist perfekt!
Was bleibt zu sagen? Herzliche Grüße an alle, die zu Gast in unserem Fahrtenschreiberwohnzimmer waren. Danke für eure Kommentare, eure Anregungen und die guten Tipps für Schottland.
Senk yu vor träwelling wis Villa sru hohl Skotländ!
Gestern öffnete ich den Briefkasten und fand Post aus London drin. Nanu!
Auf dem Briefkopf stellt sich der Absender mit "Transport for London" vor und fackelt dann nicht lange, um nach der Adresse mit der Betreffzeile ins Haus zu fallen: ein Verwarnungsbescheid. Am 2.8.15 wären wir in die Niedrigemissionszone in London eingefahren.
Mir dämmert es, am 2.8. waren wir tatsächlich in London, unfreiwillig. Wir haben uns, vielleicht erinnert ihr euch, gehörig im Großstadtdschungel verfranzt und waren einfach nur froh, aus dem Moloch wieder herauszufinden.
Nicht im Traum hätten wir gedacht, dass das Einfahren mit der grünen Euro-4-Plakette ein Problem darstellen könnte. Das sehen die Briten anders: vor der Einfahrt in die Niedrigemmissionszone muss man sich -möchte man von den horrenden Gebühren befreit werden- registrieren.
Im Internet gibt es dafür ein Formular, das man mit diversen Nachweisen einschickt. Das KFZ-Kennzeichen wird daraufhin von der Behörde in eine Datenbank eingegeben und von den vielen Kameras, die jede Bewegung im Straßenbild erfassen, erkannt. Die Registrierung haben wir natürlich nicht vorgenommen. Der Trip durch London war nicht geplant. Never!
Hab ich euch die Höhe des Bussgeldbescheides schon genannt? Bitte anschnallen. Es sind 500 Pfund. In Worten: fünfhundert.
Bei Zahlung innerhalb von 14 Tagen gewährt man einen Rabatt von 50%. Was für ein Schnäppchen!
Die Regel- und Datensammelwut der Briten ist bekannt. Kaum ein Land verfügt über einen größerer Pool gespeicherter DNA-Daten (unbescholtener) Bürger und kaum ein Fleck, der nicht von Kameras überwacht wäre. Wenn ich allein an das Gedöns um die Einreise eines Hundes denke, kann ich mir das vorstellen.
Beim Telefonat mit der Service-Hotline wird auf Wunsch ein Dolmetscher zugeschaltet, der übersetzt, dass wir die Registrierung nachholen können und welche Dokumente wir auf dem Postweg einreichen müssen, um der Strafgebühr zu entgehen. Dafür bleibt uns eine Frist von 28 Tagen.
Wie gesagt, wir haben die Umweltzone regelkonform mit einer Euro4-Plakette befahren. Schon die Euro3-Plakette reicht aus, um keine Gebühr zu bezahlen. Allein die vorherige Registrierung ist das Thema.
Nun bleibt nichts anderes, als (nervige) Urlaubsnachbereitung zu betreiben und die gewünschten Unterlagen beizubringen.
Wir halten euch auf dem Laufenden!
Zum Start des letzten Ferienwochenendes flattert Post ins Haus. "Royal Mail" steht auf dem Umschlag und das sorgt schon für etwas Herzklopfen. Wir haben zehn Tage auf die Post aus London
gewartet. Hat jetzt alles geklappt? Wurde unsere nachträgliche Registrierung von "Transport for London" akzeptiert? Ist der Drops mit dem angedrohten Bußgeld damit gelutscht? Diese Gedanken
drehen sich uns im Kopf, als wir den braunen Umschlag öffnen.
Wofür wir eigentlich "Buße" tun sollen, finden wir ja nach wie vor etwas schräg. Kurz hatte ich den Impuls, unserem Antrag auf Registrierung und den Kopien der Fahrzeugunterlagen noch vier alte Zahnbürsten, unsere Wasserfarben-Fingerabdrücke und eine eidesstattliche Erklärung beizufügen, dass Frau Hund unseres Wissens nie an der Ausbildung eines Terrornetzwerks teilgenommen hat.
Das Schreiben aus London entspannt uns mit jeder Zeile.
Unsere Villa ist mit der Schadstoffklasse Euro4 registriert. Gut!
Die nachträgliche Regiestrierung wurde auch anerkannt. Noch besser! Der angedrohte Bußgeldbescheid von 500 Pfund für das Einfahren ohne Registrierung in die "Low Emission Zone" ist damit hinfällig. Am besten!
Übrigens dürfen wir mit unserer guten Villa nun bis zum Ende des Jahres 2018 kreuz und quer durch London fahren, wie es uns gefällt. Ob diese Sightseeing-Tour wirklich erstrebenswert ist
und ob wir diesen "100% Discount" jemals in Anspruch nehmen, sei mal dahingestellt.
Die Sache ist damit gegessen. Schwamm drüber!
Wir haben den Kopf frei, um uns wieder angenehmeren Themen des Camperlebens zu widmen. Wohin 2016? Na, Familie, hat schon jemand eine Idee?
Am 24. August 2015 machten wir uns aus dem Norden Englands auf den Weg in den Süden. Unser Ziel war Folkestone, von wo aus wir mit dem Eurotunnel zurück nach Frankreich und weiter nach Deutschland fuhren.
Auf dem Weg muss man irgendwann zwangsläufig über die Themse. In Richtung Süden fährt man verkehrstechnisch günstig über die Queen Elizabeth II Bridge. Wer nordwärts reist, fährt durch einen Tunnel. Wie wir seit ein paar Tagen wissen, nennt sich dieses Nadelöhr "Dartford Crossing".
Ich erinnere mich nicht nur wegen des miserablen Wetters mit sintflutartigen Regenfällen und einer überlasteten, dreispurigen Rennstrecke an den Tag. Mein Gedächtnis wird auch gestützt von einem Brief aus London. Wir haben vor zwei Tagen eine Zahlungsaufforderung von "Dart Charge" bekommen. Mit dem Absender "Department for Transport" sind wir ja bereits bekannt. Leider.
Für das Befahren der Queen Elizabeth Bridge wird eine Maut von umgerechnet 3,74 Euro fällig. Infos zur Maut, zum Bezahlsystem oder Warnschilder gibt es an der Strecke übrigens nicht. Die Anzahl der Kameras, die jedes Fitzelchen Straße überwachen, könnte kritisch machen, hat man sich nach einigen Wochen Aufenthalt nicht schon an die Überwachungsmentalität der Briten gewöhnt.
Bis November 2014 gab es Mauthäuschen in denen man die Gebühr bezahlt hat. Die sind inzwischen entfernt und man hat die Möglichkeit, die Gebühr nach einer Registrierung im Internet, per SMS oder telefonisch zu bezahlen. Letzteres lässt die Höhe der Maut durch die anfallenden Telefonkosten in die Höhe schnellen oder ist nur mit der SIM-Karte eines britischen Providers möglich. Wer viel Zeit hat, recherchiert im Internet eine der Bezahlstationen, die abseits liegen, und fährt zu dem genannten Laden oder der Tankstelle.
Im dreiseitigen Schreiben von "Dart Charge" werden wir auf Seite 1 auf die geprellte Maut von 3,74 Euro hingewiesen. Dazu kommt ein Verwarnungsgeldbescheidbetrag von 104,74 Euro. Die Gesamtsumme von 108,84 Euro steht hinter den Worten "Offener Betrag jetzt fällig".
Darunter sind Fotos unserer Villa, auf Wunsch können wir weitere im Internet einsehen. Wie gesagt, an Kameras mangelt es nicht. Für das Bezahlen, auch das erfahren wir auf Seite 1, ist ein Konto bei einer deutschen Bank eingerichtet.
Wer nicht bis zur Seite 3 liest und sich durch das Kleingedruckte arbeitet, dem entgeht Wesentliches. Und -ich kann nicht umhin- das scheint mir beabsichtigt. Mit der sofortigen Bezahlung der Maut (3,74 Euro) kann man die Strafgebühr (104,74 Euro) annullieren.
Für Straßengebühren haben wir durchaus Verständnis und von Mautprellerei sind wir meilenweit entfernt. Aber dieses Geschäftsgebaren scheint uns schon am Rande des Zwielichtigen. Für ausländische Touristen ist es nicht einfach, die Gebühr zu durchschauen und zu bezahlen und sie tappen reihenweise in die Mautfalle. Es gibt weder an den Fährterminals, noch am Eurotunnel oder einer Tourist-Information Hinweise.
Die uns zugesandte Zahlungsaufforderung und der Verwarnungsbrief fordern es direkt heraus, die horrende Strafe zu akzeptieren und blauäugig zu bezahlen. Das hat, wie man ein Bayern sagt, ein Gschmäckle.
Vielleicht können unsere Erfahrungen dem ein oder anderen England-Reisenden helfen und Nerven und letztendlich auch viel Geld sparen. Und eigentlich muss man das Raubrittertum auf englischen Straßen nicht akzeptieren. Die Welt ist groß und voller großartiger Ziele für ein Zuhause auf vier Rädern!