16. Tag. Sonntag, 06.06.2010. Umea. Übernachtung: First Camp Umea
8:30 Uhr in Umea. "David komm mal raus. Es war gar nicht Nacht. Es war wieder nicht dunkel. Die haben gelogen."
"Die" das sind wir, ihre Eltern, die zerknautscht wie Kopfkissen aus dem Alkoven blinzeln.
Es wurde ja auch wieder spät gestern. Zu spät. Die beiden Zwerge halten bis 23:00 spielend durch. Neuerdings auch ganz ohne Mittagsschläfchen. Frische Luft und Bewegung machen kleine Kinder müde?
Pah, für dieses Ammenmärchen habe ich zwei schlagkräftige Gegenbeweise.
Wenn wir Eltern gegen zehn Uhr davon träumen, in die Schlafsäcke zu kriechen, tönt es lautstark "Hunger!" Denke ich später an den Urlaub 2010 zurück, bleiben mir sicherlich Rentiere, Elche und
zwei zweibeinige, schlaflose Heuschrecken im Gedächtnis.
Bevor ich zum Grill schleichen kann, um mir eine zweite Bratwurst zu sichern, bin ich ertappt: "Mama! Iss nicht so viel!" Die übrigen 4 Paar Bratwürste werden von der Heuschreckentochter und dem
Heuschreckensohn gefuttert. So ist das. Und weil das so ist, gibt es bei uns neuerdings nicht nur ein 2. Frühstück, sondern auch ein 2. Abendessen. Das 22:00 Uhr Heuschrecken-Nachtmahl, serviert
von gähnenden Eltern, die sich nach ihren Betten sehnen. So ist das in Schweden!
17. Tag. Montag, 07.06.2010. Von Umea an die Höga Kusten. Übernachtung: Norrfällsvikens Camping
Gestern haben wir Umea schon mit dem Rad erkundet und uns gefällt die moderne Universitätstadt mit den vielen Birken ausgezeichnet. Büllerbü-Romantik sucht man vergeblich. Wir radeln vom Camping-Platz aus etwa 5 Kilometer weit in die Innenstadt. Das Radwegenetz ist echt toll!
Heute haben wir uns Gammlia, ein Heimatkundemuseum unter freiem Himmel und das Västerbottens Museum vorgenommen. Leider stehen wir vor verschlossenen Türen. Montag Ruhetag! Eva, eine
Mitarbeiterin erklärt uns, dass sie heute nur für Foto-Aufnahmen, die Putz-Truppe und für die Ausbildung der neuen Museumsführer da wären. Ob wir denn die Möglichkeit hätten morgen wieder
zu kommen? Nein, leider ...
Nein, so hart könne sie nun nicht sein. Der weite Weg von Deutschland und die Kinder und überhaupt. Nach einigem Überlegen öffnet sie für uns die Tür ins Västerbottens-Museum. Wir sind sprachlos!
Wir bekommen ein Bündel Info-Material in die Hand gedrückt und mit drei Entschuldigungen von Eva, dass sie heute leider kein Programm für unsere Kinder bieten könne, ziehen wir durch die
Ausstellung. Der Eintritt war übrigens frei!
Nachmittags erreichen wir mit Ach und Krach Mjöllum. Kaum zu glauben, aber die Tanknadel war mal wieder am Anschlag. Meine Nerven! Ich hoffe mal, dass das nicht zum neuen Sport von Thomas wird,
drei Mal reicht!
Im Lanthandel von Mjöllum decken wir uns für die nächsten Tage ein. Das Angebot an frischen Sachen ist nicht gerade berauschend und ich fange an, den Bio-Supermarkt und meine Öko-Kiste zu
vermissen. Wer kauft denn Trauben aus Indien? Oder eine halbe schwedische Gurke für 4 Euro???
18. Tag. Dienstag, 08.06.2010. Norrfällsviken, Höga Kusten. Übernachtung: Norrfällsvikens Camping
Unser Campingplatz liegt in einem Naturreservat. Am Vormittag wandern wir an der Küste über flechtenbedeckte Geröllfelder, die fast an eine Mondlandschaft erinnern
Im Fischerdörfchen nehmen wir uns auf dem Rückweg frischen Fisch mit. Der Preis und die Qualität sind unschlagbar. Da vergesse ich doch fast das Gurkenerlebnis von gestern. Thomas "Fang" sieht also so aus, was mir rein gar nichts ausmacht ;-)
Die Fisch-Spezialität der Region heisst übrigens Surströmming. Das ist ein Hering, der etwa 8 Wochen vergoren und dann eingedost wird. Beim Öffnen der Büchse entweicht ein -milde gesagt-
typischer Geruch, den nur Eingeweihte als absolut göttlich empfinden.
Mag jemand eine Dose haben?
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