Komm, wir fahren aufs Land! 

1. Reistetag. Donnerstag, 30. April 2015. Von Neusäß nach Opfenbach, Westallgäu

Übernachtung: Tannenhof, Opfenbach (Stellplatzführer Landvergnügen)

 

Für das kommende, lange Wochenende meldet der Wetterbericht vor allem eins: Regen.

In unserem Familienkalender ist das erste Maiwochenende schon lange mit einem dicken, roten X als Familienzeit reserviert.

Wir haben dieses Wochenende mit Zähnen und Klauen gegen alle Zeitfresser verteidigt, die ständig um Familien schleichen und gnadenlos zuschnappen. Unsere Zeitfresser heißen Leichtathletik und Fußball, der ist ein gieriger Vielfraß, oder die Musikschule. Die Reihe kann ich schnell mit Aufgaben für die Schule ergänzen. Sind es mal nicht die Kinder, die ihre Nase noch in ein Buch stecken sollten, ist es sicher Frau Hund, die in der Hundeschule ein paar Trainingseinheiten bekommen soll.


Nun lacht mich also seit Wochen dieses dicke, rote X im Kalender an und der Wetterbericht macht keinerlei Anstalten, die Wetterprognose für das Wochenende zu korrigieren. Für den ersten Tag im Wonnemonat ist Regen, Regen, Regen in Bayern angesagt.

Wir ziehen trotzdem los, packen einen Stapel Bücher und ein paar Hörbücher mehr in die Villa. Sicherheitshalber wandern auch die Campingstühle in die Garage der Villa - das kann man Optimismus oder Ignoranz nennen, in jedem Fall fühlt es sich gut an. 

 

Wir landen nach 90 Minuten Fahrt, die uns über die Autobahn nach Lindau führt auf dem Tannenhof. Der liegt im Westallgäu, abseits des Ortes Opfenbach.

Auf dem Grünlandhof, der in einer kleinen biologischen Hofkäserei eigenen Käse herstellt, leben Milchkühe, Kälbchen, Hühner, Pferde und allerlei Kleintiere. Neben der Großfamilie Epple begrüßen uns auch die Berner Sennenhündin Biene und einige Katzen sehr nett.

 

Wir beziehen unseren Stellplatz etwas oberhalb des Hofes an der Streuobstwiese und genießen den Blick aus unserem Schlafzimmerfenster auf blühende Apfelbäume. Beovor der Regen einsetzt, schnell noch ein verwackeltes Bild mit dem Handy -der Akku der Kamera ist fatzeschlapp- aus dem Alkoven geknipst. So sieht man, wie es hätte sein können.

 

Unser Programm für den Abend ist klein, aber fein. Dem unaufhörlichen Prasseln des Regens auf dem Dach der Villa lauschen, ein Buch in die Hand nehmen, ein Spiel spielen, zusammen sein. Das ist schon genug. Wer interessiert sich schon für den Wetterbericht?

 

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Wonnemonat Mai. Wir grüßen mit Regenmantel und Gummistiefeln vom Tannenhof

2. Reisetag. Freitag, 1. Mai 2015. In Opfenbach, Westallgäu

Übernachtung: Tannenhof, Opfenbach (Stellplatzführer Landvergnügen)

 

Man kann über die Zuverlässigkeit des Wetterberichts sagen was man will. Diesmal lag er zu 100 % richtig.

Die ganze Nacht schüttete es wie aus Kübeln und auch am Tag wollte der Regen nicht nachlassen. Wie sagt man? Bei dem Wetter jagt man keinen Hund vor die Tür. Schön wär´s! In der Hinsicht schlägt unser Hundemädchen total aus der Art. Sie ist in der Villa eine ruhige Mitbewohnerin, wenn -ja, wenn!- sie ausreichend Bewegung hatte. Eine einstündige Runde morgens ist eine gute Basis für einen entspannten Familientag.

 

Die Kinder sind für dieses Unternehmen nicht zu haben und verbringen den Vormittag lieber im Schlafanzug. An der Stelle könnte man die Diskussion beginnen, wer denn unbedingt einen Hund haben wollte und dass so ein Tier halt auch Bedürfnisse hat. Regen hin, Regen her. Lassen wir das heute mal, auch ich bin froh, dass sich Thomas opfert und in Gummistiefeln und Regenmantel durch den Schmodder stapft. Applaus, Tusch und Trara!

 

Im Hausflur unserer Gastgeber stehen kleine Kühltheken. Frau Epple verkauft uns Käse aus der eigenen Bioland-Hofkäserei. Unsere drei Landvergnügen-Höfe, die wir bisher kennenlernen durften, waren immer auch kulinarisch echte Knaller. Und so ist es auch hier! Wunderbarer Käse, frische Milch, Joghurt und Butter, Eier und auch Landjäger, Kaminwurzen und Salami gehören zum  Angebot und sind nicht nur superfrisch, sondern auch superlecker. Die Kinder freuen sich über den  Apfelsaft, der von der Streuobstwiese vor unserer Haustür kommt. So kann man einen verregneten Tag in der Villa schon aushalten. Mahlzeit!

 

Unser zauberhaftes Fräulein Fahrtenschreiber hofft dennoch auf eine kleine Regenpause. Zu schön wäre ein Ausritt mit dem Pony!

Kurz vor fünf werden ihre Stoßgebete tatsächlich erhört, die himmlischen Schleusen schließen sich für eine Stunde und die Tochter unserer Gastgeber begleitet sie durch die tropfnassen Wiesen. Was für ein Glück!

 

Der Tannenhof in Opfenbach, Westallgäu
Der Tannenhof in Opfenbach, Westallgäu
Regen. Regen. Regen. Stella Sternchen stört es nicht die Bohne
Regen. Regen. Regen. Stella Sternchen stört es nicht die Bohne
Spaziergang im Regen
Spaziergang im Regen
So sieht unser Garten aus ...
So sieht unser Garten aus ...
... und das ist unser Hinterhof.
... und das ist unser Hinterhof.
"Henna on Tour" - das Hühnerhaus der Tannenhofs
"Henna on Tour" - das Hühnerhaus der Tannenhofs
Ob man heute noch reiten kann? Bitte! Bitte!! Bitte!!!
Ob man heute noch reiten kann? Bitte! Bitte!! Bitte!!!
Spiele, Bücher, Hörbücher - wir warten auf die Sonne
Spiele, Bücher, Hörbücher - wir warten auf die Sonne
Endlich! Das beständige Tröpfeln auf der Villa macht eine Pause
Endlich! Das beständige Tröpfeln auf der Villa macht eine Pause
Durch tropfnasse Wiesen um den Tannenhof
Durch tropfnasse Wiesen um den Tannenhof
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Wie es aus einem langen Wochenende auf dem Land dann doch ein kurzes wurde

Isny im Allgäu
Isny im Allgäu

3. und letzter Reisetag. Samstag, 2. Mai 2015. Von Opfenbach, Westallgäu nach Hause

 

Die ganze Nacht über trommelt und prasselt es auf das Dach der Villa. Es regnet ohne Unterbrechung bis zum Morgen.

 

Am Frühstückstisch beraten wir darüber, wie der Rest des Wochenendes verlaufen soll und sind uns nicht so ganz einig.

Fest steht: wir werden den Stellplatz auf dem Tannenhof in Opfenbach (Stellplatzführer Landvergnügen) heute verlassen. Das liegt ein wenig am Wetter, mehr noch an den Vorstellungen unserer Gastgeber.

 

So, wie es die charmante Landvergnügen-Idee vorsieht, ist die erste Nacht auf dem Tannenhof frei. Ab der zweiten Übernachtung berechnen unsere Gastgeber 20 Euro pro Nacht. Als Serviceleistung ist der Strom enthalten. Ver- oder Entsorgung, Toiletten oder Duschen sind für Camper auf dem Hof nicht vorhanden. Um die Relation zu zeigen: eine Ferienwohnung für eine Familie ist auf dem Tannenhof ab 45 Euro zu haben. 

 

Versteht uns nicht falsch, wir finden es ganz und gar nicht verkehrt, dass die Höfe für ihre (Sonder-)Leistungen auch einen Obolus nehmen. Aber der Preis scheint uns doch etwas üppig. Wir sind oft und lange unterwegs und ich denke schon, dass wir über die Jahre Erfahrungen mit Stell- und Campingplätzen gemacht haben, ohne Pfennigfuchser zu sein. Auf unserer Oster-Tour war es mit dem "Landvergnügen" so, dass wir es als eine Win-Win-Situation erlebt haben. Ein gegenseitiges Nehmen und Geben, das sich in unseren Augen gut die Balance hielt. 

 

Unser Gastgeberin -das sei der Fairness halber gesagt- hat für die zusätzliche Nacht letztendlich 10 Euro berechnet. Das ist okay.

Wir hätten ja doch ganz "ordentlich" eingekauft, meinte die Bäuerin mit Blick auf unseren Einkaufskorb, der mit Käse, Butter & Co. im Wert von 60 Euro gefüllt war und das Wetter wäre ja auch ganz schlecht gewesen. "Manche Gäste nehmen halt die ganze Hand", meinte sie, "wenn man ihnen den kleinen Finger gibt" und das würde die Stellplatzgebühr von 20 Euro dann durchaus rechtfertigen, gerade wenn man bedenkt, dass man den Leuten den Betrieb zeigt, Arbeit mit ihnen hat und sie dann kaum was einkaufen.

 

Einen Anlauf nehmen wir noch, um unser Wochenende auf dem Land zu verlängern. Wir rufen in Burggen auf einem Einödhof an, der an der Via Claudia Augustana, einer 2000 Jahre alten Handelsstraße zwischen Augsburg und Verona, liegt. Wir bekommen die Auskunft, dass der Betrieb nicht mehr am Landvergnügen teilnimmt, obwohl er im aktuellen Stellplatzverzeichnis geführt wird.

 

Tja, unsere Couch, Bundesliga gucken und eine warme Badewanne sind nach dem verregneten Wochenende auch nicht zu verachten. Auf dem Rückweg legen wir eine kleine Pause in Isny ein, trappeln im Regen durch die Altstadt und überlegen ganz kurz, hier auf dem netten Stellplatz nahe der Stadtmauer die Nacht zu verbringen. Die Idee scheint uns letztendlich aber doch etwas unmotiviert und so fahren wir Heim.

 

Unsere Fühler sind bereits ausgestreckt, die Pfingstferien sind in greifbare Nähe gerückt. Wir wollen über den Brenner fahren - der Sonne entgegen. Einen kleinen, feinen  Vorgeschmack gönnten wir uns heute schon in Landsberg in der Eisdiele Cortina!


Wohnmobillstellplatz in Isny, die Nacht für 7.50 Euro
Wohnmobillstellplatz in Isny, die Nacht für 7.50 Euro
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