1. Reisetag. Sonntag, 27. Dezember 2015. Von Neusäß nach Balderschwang
Übernachtung: Wohnmobilstellplatz am Schwabenhof, Balderschwang
Weihnachten nimmt bei uns zu Hause langsam Fahrt auf und steigert sein Tempo bis zum 2. Feiertag stetig, aber konsequent. Wer mich kennt weiß, ich bin eine Frühvorbereiterin. Nichts ist mir lästiger, als Adventswochenenden damit zu verplempern, Geschenken hinterherzujagen, die Hütte zu dekorieren oder blechweise in Backaktionismus zu verfallen, der für mich vollkommen ermattet auf der Couch endet.
So war es auch in diesem Jahr. Das Wesentliche war auf meiner to-do-list schon vor dem 1. Advent abgehakt. Die Pflicht war erledigt, es blieb viel Zeit für die Kür. Lange Sonntagnachmittag auf der Couch, vielleicht unterbrochen von einem kurzen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt, oder einem feinen Essen mit Freunden. Fertig ist der perfekte Plan für ein perfektes Wochenende vor Heilig Abend. Weniger ist immer mehr.
Der 24.12. gehört ganz traditionell Mama, Papa und den Kindern. Mit der Christmette beginnt das Leuchten dieses Tages, das in der Geburt eines Kindes liegt.
Der kleine Held ließ mein Herz dieses Jahr als „Josef“ im Krippenspiel besonders hoch schlagen.
Die Kerzen am Baum anzünden, mit Fonduegabeln im Käse rühren und gespannt auf die Bescherung warten. Das sind Momente, die wir gern zu viert auskosten. Für den kleinen Helden, der Käsefondue absolut unerträglich findet, gibt es dann gern mal eine Extrawurst. Bratwurst mit Gurkensalat decken sich schon eher mit seinen Vorstellungen von essbar.
Die beiden Feiertage verbringen wir mit Besuchen bei der Familie. Das mag gut geplant sein und unterliegt zeittechnisch einem kleinen Masterplan und der Quadratur des Kreises. Die Kinder würden am liebsten den ganzen Vormittag mit ihren Geschenken im Schlafi rumlümmeln, während Oma mit dem Rehbraten wartet. Mein Herr Fahrtenschreiber schreibt innerlich schon die Packliste für die Garage und meine Gedanken ziehen unweigerlich immer wieder Richtung Waschmaschine und Trockner. Vergessenen Winterklamotten rächen sich in Balderschwang!
Mit dem Winter ist in diesem Jahr eine besondere Sache. Kaum zu glauben, aber der Weg bis Balderschwang ist ratzefatz in unter zwei Stunden gemacht. Sogar wenn wir über Hittisau anreisen und den Riedbergpass meiden. Kleine Minifitzelschneefelder blitzen ab und an neben der Straße hell aus grünen Wiesen.
Die Piste neben unserem Stellplatz am Schwabenhof in Balderschwang ist verwaist, der Lift steht still. Nur einige Langläufer, die die vereiste Loipe in Kauf nehmen, sind unterwegs. Irgendwie ein schräger Anblick, wenn jemand im Muscle-Shirt über den harschen Altschnee düst. Die Kinder sind trotzdem begeistert –sie haben ihre Schlitten dabei. Dafür reichen die kleine Schneefelder vor der Haustür der Villa.
2. Reisetag. Montag, 28. Dezember 2015. In Balderschwang
Übernachtung: Wohnmobilstellplatz am Schwabenhof, Balderschwang
Nachmittags in der Sonne kommt man gut ohne Winterjacke klar, mein Herr Fahrtenschreiber sitzt im T-Shirt vor der Villa. Leute, es ist Dezember!
Die Zeit zwischen den Jahren ist für kleine oder größere Bilanzen immer gut und bei der einen sind wir uns nach kurzem Zusammenrechnen sicher: nach 24 Stunden hier in Balderschwang saßen wir schon länger in unseren Stühlen vor der Villa als auf unserer Schottland-Reise im August. Verrückt, oder?
Statt der Wintermütze braucht man die Sonnenbrille und die Spaziergänge durch den Wald und über Weiden erinnern eher an einen frühen Frühlingsausflug ins Allgäu.
Der schmale Schneestreifen vor der Haustür bewahrt uns vor dem Wandergemaule der kleinen Fahrtenschreiber. Gut, dass es mit dem Schlitten diese kleine Alternative zum Laufen noch gibt!
Es fühlt sich in der Tat fast ein wenig nach Sommerfrische an. Draußen sitzen, Kaffee trinken und sich von der Sonne wärmen lassen. Wie lange sich die letzten Schneereste wohl noch halten? Im alten Jahr sieht es –glaubt man dem Wetterbericht- nicht nach Neuschnee aus. Hab ich es schon erwähnt? Das Christkind legte Skier für die Kinder unter den Baum!
3. Reisetag. Dienstag, 29. Dezember 2015. In Balderschwang
Übernachtung: Wohnmobilstellplatz am Schwabenhof, Balderschwang
Die Tage zwischen den Jahren haben ihren eigenen Charme. Das Alte ist noch nicht ganz vorbei, das Neue hat noch nicht begonnen. Die Zeit scheint in diesem Zwischenraum ein wenig langsamer zu vergehen. Ein kleines Vakuum, ein Hohlraum der Raum gibt, an Vergangenes zu denken und die Fühler schon mal vorsichtig in die Zukunft auszustrecken.
Zu unserer Fahrtenschreiber-Bilanz des Jahres 2015 gehört ein Versäumnis: der Reisebericht „Schweden 2008“ liegt immer noch auf Eis. So lange waren die Herbst- und Winterabende dann doch nicht, dass ich mich aufraffen konnte, die alten Reisetagebücher in Papierform zu lesen, zu sortieren und zu formulieren und dann online zu stellen. Asche auf mein Haupt – ich habe das Projekt mehrfach begonnen und habe mich spätestens beim Anschauen der alten Fotos heillos verfranzt. Der kleine Held, wie er mit wackeligen Beinchen und emporgestreckten Armen der Fotolinse entgegenstolpert, hinter der sich sein Papa verbirgt. 16 Monate war er damals alt und nichts im Wohnmobil, das wir damals noch gemietet hatten, war vor seinem Tatendrang sicher. Unser zauberhaftes Fräulein Fahrtenschreiber war im Jahr 2008 gerade 4 geworden und der weltweit größte Fan von Pippi, Madita und Michel. Die Reise nach Schweden war ein Volltreffer. Der Katthult-Hof ist ein schönes Ausflugsziel für Familien mit kleinen Kindern, in Bullerbü kann man im Schuppen ins Heu springen und das Geburtshaus von Astrid Lindgren mit dem Kulturzentrum begeisterte mich sehr. Wir hatten eine wunderbare Familienzeit dort!
Wie gesagt, ich habe zusammen mit meinem Herrn Fahrtenschreiber mehrfach begonnen, die Reise 2008 neu aufleben zu lassen und zu konservieren. Aber irgendwie hat es nicht funktioniert, das Projekt blieb in seinen Kinderschuhen stecken. Es scheint mir auch wenig aussichtsreich, das Reisetagebuchprojekt wieder auf unsere „Ich nehme mir vor“-Liste für das kommende Jahr zu setzen. Ich ahne schon heute, wie die Sache endet.
Beim Lesen des alten Reiseberichts und dem unbeholfenen Versuch, ihn in unser Fahrenschreiber-Bücherregal zu packen, passierte vor allem eins: unsere Sehnsucht nach Skandinavien wurde geweckt! Lange Sommerabende, das unvergleichliche Licht, die entspannte Kultur der Schweden und die Freiheit, die wir auf unserer zweiten Wohnmobilreise verspürten, sind Grund genug für eine Wiederholung. Wie schön wäre es, den Kindern die Orte zu zeigen, die sie aus dem Fotoalbum kennen?! Ob es den Stellplatz in Ahus wohl noch gibt? Wie gern erinnern wir uns an die Räucherei in Kivik mit dem leckeren Fisch. Zum Nachtisch freuen sich die Kinder gewiss über eine schwedische Zimtschnecke. Und ich wette, dass der Brauch der „Samstagstüte“ ihre Herzen höher schlagen lässt. Meterweise füllen offene Süßigkeitenregale die schwedischen Supermärkte. Samstags packen schwedische Kinder ihre süßen Schätze in Zellophantüten und tragen sie nach Hause.
So soll es also sein. Was für eine wunderbare Idee! Wir werden die Reise 2008 noch einmal angehen. Acht Jahre später, im August 2016, wollen wir uns wieder auf den Weg nach Südschweden machen, dort Bekanntes aufleben lassen und sicher auch Neues entdecken. Im Bücherregal des Fahrtenschreibers wird es endlich einen „Reisebericht Südschweden“ geben. Keinen aufgewärmten aus dem Jahr 2008, sondern einen taufrischen mit dem Datum 2016 drauf.
4. Reisetag. Mittwoch, 30. Dezember 2015. In Balderschwang
Übernachtung: Wohnmobilstellplatz am Schwabenhof, Balderschwang
Wir werden morgens sehr früh wach. Das Geräusch der Schneekanonen lässt die Hoffnung der Kinder neu aufleben. Die neuen Skier endlich anschnallen zu dürfen, wäre absolut toll!
Die Temperaturen sind aber schon vormittags viel zu hoch, als dass auch nur ein Flöckchen liegen bleiben würde. Wanderwege, die uns bisher verborgen blieben, weil man dort in den vergangenen Jahren hüfthoch im Schnee versank, sind nun begehbar. Die Loipe unter uns sieht irgendwie seltsam aus. Mit viel Mühe wurden die letzten Schneereste angekarrt und liegen nun als schmales weißes Band zwischen grünen Wiesen.
Der Gasverbrauch in der Villa ist niedrig wie nie zuvor im Winter. Wir sitzen draußen und lassen uns von der kräftigen Sonne wärmen. Heizen ist, solange die Sonne scheint, nicht notwendig. In den Wohnmobilen in der Nachbarschaft sind Fenster und Türen geöffnet und die Liegestühle stehen davor. Was für ein Dezember!
5. Reisetag. Donnerstag, 31. Dezember 2015. In Balderschwang
Übernachtung: Wohnmobilstellplatz am Schwabenhof, Balderschwang
Der letzte Tag im Jahr 2015 beginnt wolkenverhangen. Die Morgenrunde mit Stella kriegen wir noch trocken hin, bevor es dann zu regnen beginnt. Ganz was Neues! Wir können uns nicht erinnern, in Balderschwang jemals Regen abbekommen zu haben. „Bayrisch Sibirien“ ist als Schneeloch bekannt.
Schade, dass wir heute nicht wie an den letzten Tagen in der Sonne vor der Villa sitzen können. Es regnet pausenlos und unser Vorgarten verwandelt sich bis zum Mittag in schmodderige Matsche. Sogar der Schlittenhügel, der eigentlich Piste ist, ist ein trauriger Anblick. Das bisschen Schnee gibt sich dem stundenlagen Regen hin.
Wie übersteht man so einen tristen Tag zu viert plus Hund im Wohnmobil? Würden unsere beiden Kinder nicht gerne lesen, wären sie vor Langeweile vermutlich schon längst gestorben. Außer Büchern sind im Bücherschrank der Villa auf Reisen Hörbücher unverzichtbar.
Wir haben wieder einmal einen echten Schatz an Bord, mit dem man spielend mehrere regnerische Nachmittage füllen kann. Die Geschichte entstand vor 75 Jahren, spielt im rauen Nordengland und in Schottland und die Hauptrolle spielt eine zauberhafte Colliehündin. Mehr verraten wir morgen in einem eigenen Hörbuch-Tipp der Familie Fahrtenschreiber. Die CD steht nämlich seit heute ganz weit oben auf unserer Lieblingshörbuchliste!
So vergeht der Nachmittag wirklich wie im Flug. Regen trommelt auf das Dach der Villa und die Wolken senken sich tief. Allmählich wird es dunkel und der Regen legt zumindest mal eine kleine Pause ein. Wir gehen mit den Fackeln auf dem Wanderweg Richtung Balderschwang. Vorsichtig setzen wir einen Fuß vor den anderen. Es ist ganz schön glatt!
Das alte Jahr hat nur noch wenige Stunden vor sich. Für das neue wünschen wir euch Glück, Gesundheit und viel Zeit mit den Menschen, die ihr ins Herz geschlossen habt und die euch mögen. Wir freuen uns im neuen Jahr besonders auf neue Reisekapitel in unserem Fahrtenschreiber. Wir lesen uns 2016!
6. Reisetag. Freitag, 1. Januar 2016. In Balderschwang
Übernachtung: Wohnmobilstellplatz am Schwabenhof, Balderschwang
Wie im alten Jahr noch versprochen, kommt hier ein neuer Tipp aus dem Hörbuchregal der Villa!
Im Dezember 1938 erschien in der „Saturday Evening Post“ eine Kurzgeschichte, die durch ihre anrührende Poesie auffiel und deren Hauptdarstellerin das Herz der Leser im Sturm eroberte: Lassie.
Lassies Schöpfer, Eric Knight, wurde in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire geboren und zog später mit seiner Frau nach Springtown im amerikanischen Bundesstaat Pennsylvania. Auf ihrer Farm zog das Paar Hunde, vor allem Collies, auf. Der Welpe Toots war für Eric Knight Vorbild für die spätere Lassie.
Die Lassie Verfilmung mit der damals zehnjährigen Elizabeth Taylor ist sehr bekannt, das Buch kennen eher wenige. Wie schade!
So ging es mir auch, bis ich im Herbst auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für unser zauberhaftes Fräulein Fahrtenschreiber war und auf das Hörbuch stieß.
Fündig wurde ich übrigens bei BEO, dem deutschen Kinderhörbuchpreis. Ein Blick in die Preisträgerliste lohnt immer, auf dem Weg wanderte schon der ein oder andere Schatz in die Villa!
Schon nach wenigen Sätzen waren wir gebannt von der Colliehündin Lassie. Von der Dramatik der Geschichte, vom Wesen der Hündin, von der Beschreibung der englischen und schottischen Landschaft. Im Original ist Lassie übrigens dreifarbig und kommt anders als im Film aus der schottischen Collie-Linie.
Jens Wawrczeck ist als Leser die Idealbesetzung. Gekonnt führt er die Zuhörer durch die packende Geschichte, die wegen ihrer anrührenden und fesselnden Erzählweise für ältere Kinder gemacht ist. Wir verbrachten zwischen den Jahren Stunden mit der zauberhaften Hündin. Ein echter Collie eben!
7. Reisetag. Samstag, 2. Januar 2016. In Balderschwang
Übernachtung: Wohnmobilstellplatz am Schwabenhof
Der Stellplatz, der über Silvester voll belegt war, leert sich. Die Skier liegen immer noch im Tiefschlaf in der Garage. Die Kinder warten immer noch auf Neuschnee. Der alte Schnee am Hügel vor der Haustür der Villa ist inzwischen so vereist, dass er eher als Bobbahn, als zum Schlittenfahren taugt.
Mein Herr Fahrtenschreiber und ich haben einen untrüglichen Gradmesser für eine entspannte Reise: die Anzahl der Bücher, die wir lesen. Auf Rundreisen sind wir so sehr mit den alltäglichen Pflichten rund um die Villa plus den Gedanken um die Strecke, den neuen Stell- oder Campingplatz beschäftigt, dass zum Lesen vergleichsweise wenig Raum bleibt. Ruhetage sind für uns Bleibetage, an denen um uns herum nicht allzu viel passieren muss, damit wir zufrieden sind.
Was für ein Glück habe ich in diesem Jahr, gleich drei perfekte Bücher lagen unter dem Christbaum: Der Glasmurmelsammler (berührend!), Altes Land (endlich!) und die neu erschienenen Tagebücher „ Die Menschheit hat den Verstand verloren“ von Astrid Lindgren. Ich freue mich heute schon auf das Geburtshaus von Astrid Lindgren und das dazugehörige Kulturzentrum. Die Reise nach Schweden im August fühlt sich rundum richtig an!
In Balderschwang sind wir heute den siebten Tag und wir hatten bisher vor allem eins: Ruhe! Klar, um die Villa herum ist immer das ein oder andere zu tun. Wasser muss von der Versorgungsstation oben am Schwabenhof geholt werden, das Grauwasser und unser Chemie-Klo transportieren wir hoch und entsorgen es dort. Eine Sackkarre erleichtert die Sache sehr!
Die Spaziergänge mit Frau Hund sind sehr entspannend. Unser Collie liebt Schnee und die Temperaturen kurz über dem Gefrierpunkt sind perfekt für sie. Seit vorgestern hat sie ein gerötetes, leicht tränendes Auge. Vorsorglich haben wir die Heizklappen unter dem Tisch geschlosssen. Sie hat ihren Schlafplatz dort. Einige Male haben wir das Auge mit etwas Schwarztee abgerieben und es scheint besser zu werden.
8. Reisetag. Sonntag, 3. Januar 2016. In Balderschwang
Übernachtung: Wohnmobilstellplatz am Schwabenhof, Balderschwang
Wie hört sich Schnee an? Er knistert. Kleine, spitze, feine Schneekristalle fallen die ganze Nacht auf das Dach der Villa. Das leise Knistern hört sich ganz anders an, als der trommelnde Regen, der sich nachts unter warmen Decken auch behaglich anfühlt. Aber dieses Knistern ist schon sehr speziell, typisch Wintercamping!
Auf den Wegen, die gestern noch frei waren, sinkt man mehr als knöcheltief ein. Der Morgenspaziergang mit Frau Hund ist kürzer als die letzten Tage, trotzdem sind wir müde. Durch den Schnee stapfen ist anstrengend. Stella ist eine echte Schneehündin. Sie hüpft und springt aufgeregt durch die Gegend, erschnüffelt Spuren (Hase?) abseits des Weges und kommt superweichgespült zurück. Unser Colliemädchen fühlt sich nach einem Ausflug im Schnee sauber und gekämmt an. Ich muss dann immer an die Hausfrauen denken, die früher ihre Teppiche, statt sie in die Reinigung zu bringen, in den Schnee gelegt haben. Die Sache funktioniert. Wir sehen es an unserem vierbeinigen Flokati.
Wir hatten übrigens auch in diesem Jahr ein superschönes Feuerwerk am Schwabenhof.
Unsere Hündin ist zwar ein Seelchen, aber überraschend unempfindlich bei Böllern. Das einzige was sie wirklich stört ist, dass ihr Menschenrudel vor der Villa steht und sie drinnen warten soll. Geht gar nicht!
Schlittenfahren vor der Tür ist heute ein echtes Vergnügen. Die Kinder bauen einen Schneezaun um unser Zuhause und beäugen am gegenüberliegenden Hang die Pistenfahrzeuge. Ob die Lifte morgen endlich öffnen? Ob man die Skier endlich anschnallen kann? Irgendwie schon doof, wenn man das Weihnachtsgeschenk nur in der Garage liegt.
9. Reisetag. Montag, 4. Januar 2016. In Balderschwang
Übernachtung: Wohnmobilstellplatz am Schwabenhof, Balderschwang
Also eins muss man Bayerisch Sibirien lassen: Wenn es dann mal schneit, dann schneit es in Balderschwang. Den ganzen Tag über fallen dicke Flocken, die die Welt in Watte packen und alles ein wenig langsamer und beschaulicher erscheinen lassen. Die kleinen Fahrtenschreiber freuen sich wie Bolle, dass die neuen Ski endlich mal unter die Füße kommen.
Der Rauhbachlift am Schwabenhof ist als erstes in Betrieb und gegen Mittag läuft auch der kleine Zubringerlift vor unserer Haustür. Das ist superpraktisch, weil er direkt an der Jausenstation „Zur Villa“ vorbeiführt, an der es Punsch und Schokoriegel zur Stärkung gibt. Das ist bei dem Schneetreiben eine prima Sache.
Nur für eine an Bord ist der Schnee kein reines Vergnügen. Einem Hütehund bereitet es wenig Freude, sein Menschenrudel am Berg verschwinden zu sehen und mit mir am Lift zurückzubleiben. Da hilft alles bellen, locken und fiepen nichts. Die drei verschwinden vor ihren Augen in den tanzenden Schneeflocken.
Schon am späten Vormittag ist der Riedbergpass nur noch mit Ketten befahrbar. Treue Leser erinnern sich an unser Desaster am 2. Weihnachtsfeiertag im vergangenen Jahr. Himmel, da kommen Erinnerungen hoch!
Für unser zauberhaftes Fräulein Fahrtenschreiber hat die Sache mit dem Schnee doch einen kleinen Wermutstropfen. Ihre beste Freundin urlaubt nur wenige Kilomenter entfernt im Tal und kann sie doch nicht besuchen. Vor dem Riedbergpass kapitulieren sie wegen der Kettenpflicht. Vielleicht klappt es morgen? Im Zweifel ist die Anfahrt über das österreichische Hittisau zwar etwas länger, aber sicherer und stressfreier.
Nach drei Stunden auf den Skiern sind die Kinder dann doch froh, wieder zurück in die warme Villa zu kommen. Mit triefendnassen Jacken und Hosen kommen sie Heim und bis die Sachen in unserem kleinen Trockenraum im Bad wieder einsatzfähig sind, geht die Sonne schon unter. Müde und hungrig sind sie eh von ihrem ersten Tag auf der Piste!
Bis zum Abend ist so viel Schnee gefallen, dass auf dem Stellplatz die Schneeschaufeln und Leitern ausgepackt werden, um die Wohnmobildächer von der Schneelast zu befreien und Wege zu den Haustüren zu schippen. Ein Ende ist nicht in Sicht, noch immer schneit es in Balderschwang.
10. Reisetag. Dienstag, 5. Januar 2016. In Balderschwang
Übernachtung: Wohnmobilstellplatz am Schwabenhof, Balderschwang
Mein Herr Fahrtenschreiber und ich machen uns nach dem Frühstück samt Hund auf den Weg durch den dicht verschneiten Zauberwald in den Ort Balderschwang. Die Kinder verbringen den Vormittag lieber in der Villa und trödeln im Schlafanzug rum. „Muss auch mal sein“, meinen sie. Wir schwenken auf den Waldweg ein, als mein Telefon brummt und mich eine Nachricht unserer zauberhaften Tochter erreicht: „Können wir die Lassie DVD anschauen?“, schreibt sie. Kein Witz. Echtes Leben eben. Während wir mit unserem Collie durch verschneite Wälder ziehen, ziehen sich unsere Kinder eine Konserve rein.
Balderschwang ist überschaubar geblieben. Eine Kirche, der Friedhof daneben, die Touri-Info am Platz und der katholische Radiosender Horeb. Auf das beste Hotel im Ort folgt nach wenigen Gehminuten ein Bauernhof mit Misthaufen davor. Keine Deko, richtig echt.
Balderschwang hat gut daran getan, nicht auf den Skizirkus und auf Apres-Ski-Quatsch zu setzen. Neben Ferienquartieren sind auch noch bäuerliche Betriebe geblieben, die ihre Lebensmittel anbieten. Honig, Speck, Wurst, Schnäpse und vor allem guten und günstigen Allgäuer Käse gibt es zu kaufen.
Wir sind nach Balderschwang gelaufen, um für das Abendessen einzukaufen. Eigentlich wollten wir nur bis zum 4.1. hier bleiben, aber als der Schnee dann kam, war es einfach unmöglich, nach Hause zu fahren.
Im kleine Dorfladen bekommt man mehr als das Notwendigste. Wir nehmen Rucola, Schweineschnitzelchen von einem Metzger vor Ort und ein paar Flaschen Korbinian Dunkel von Zötler mit, die von sich behaupten, die älteste Familienbrauerei der Welt zu sein. Wie dem auch sein mag, das Bier ist in jedem Fall klasse.
Unser zauberhaftes Fräulein Fahrtenschreiber freut sich besonders über den heutigen Tag, denn jetzt klappt es mit dem Besuch der dicksten Freundin. Zusammen liften, die Berghügel hinabbrausen, in den Pausen Punsch vor der Villa trinken. Was gibt es Schöneres für zwei elfjährige Mädels? Nette Mädchen haben ja allerallermeistens auch nette Mütter und so war es heute auch für die Großen ein herrlicher letzter Tag in Balderschwang. Morgen werden unsere Sachen packen, die Villa reisefertig machen und nach Hause fahren. Am Donnerstag beginnt für die Kinder die Schule wieder.
11. und letzter Reisetag. Mittwoch, 6.1.2015. Von Balderschwang nach Hause
Der Abschied fällt schwer! Balderschwang zeigt sich schneeweiß bei strahlendem Sonnenschein von seiner besten Seite. Jammern hilft nicht, die Kinder müssen morgen wieder in die Schule und letztendlich sind wir doch zwei länger geblieben, als ursprünglich geplant. Als der Schnee dann endlich fiel, war es einfach unmöglich abzureisen.
Im letzten Jahr haben wir euch schon einige Wintercamping-Tipps gegeben. Heute ergänzen wir unsere kleine Sammlung.
Es macht Sinn, das Stromkabel mehrfach täglich vom Boden abzuheben. Neuschnee und vor allem der Wechsel zwischen Temperaturen über dem Gefrierpunkt tagsüber und Frost nachts lassen das Ding anfrieren. Wir haben es getestet und können nun aus Erfahrung sagen, dass die Aktion überflüssig ist wie ein Kropf und Zeit und Mühe kostet.
Am späten Vormittag sind unsere Sieben Sachen verstaut. Mit Schneeketten rollen wir den Hang hoch zum Schwabenhof und werden ein letztes Mal unser Grauwasser los. Die geliehene Gasflasche geben wir an der Rezeption zurück. Wir selbst haben Alu-Flaschen in der Villa und schauen, dass die Stahl-Tauschflasche leer zurückgeht. Der Gasverbrauch war durch die hohen Temperaturen in diesem Winter total niedrig. Eine Flasche hielt drei Tage.
Der Stellplatz am Schwabenhof kostet pro Tag 17 Euro plus 4 Euro Strom. Inkludiert ist Frischwasser und die Ver- und Entsorgung. Im Haus stehen Toiletten und eine gebührenpflichtige Dusche (50 Ct) zur Verfügung. Für erwachsene Besatzungsmitglieder erhebt die Gemeinde eine Kurtaxe von 1,20 Euro.
Für den Heimweg wählen wir wieder die Strecke über das österreichische Hittisau und umgehen so den Pass. Bis Oberstaufen läuft die Sache auch wie geschmiert.
Dann lässt uns ein schepperndes Geräusch rechts ranfahren und die Radmuttern prüfen. An der Stelle scheint alles klar zu sein, aber schon wenige hundert Meter weiter hört es sich an, als ob wir Metalldosen hinter uns herziehen würden. Wir fahren wieder in eine Seitengasse und halten an. Mit einem letzten Scheppern verabschiedet sich dann -wer errät es?- das Auspuffendrohr. Mit einem fahrbaren Zuhause geht einem das Geschäft nicht aus, es ist immer was zu tun!
Am Nachmittag sind wir zu Hause und es ist, wie letzte Reisetage halt so sind. Die Waschmaschine dreht ihre Runden, wir räumen Klamotten aus, wir erledigen einige Arbeiten im Fahrtenschreiber, die in Balderschwang wegen der unterirdischen Internetverbindung nicht so gut funktionieren und hängen unseren Gedanken nach. Unser Familien-Reisetagebuch ist um ein schönes neues Kapitel gewachsen.